Der Morgen dämmert über dem Gasthaus zum Wegstein. Bast, der geheimnisvolle Fae, ist seinem Meister Kote, dem Wirt des Gasthauses, der in Wirklichkeit der tot geglaubte Kvothe ist, begnadeter Musiker und der vermutlich mächtigste Magier seiner Zeit, treu ergeben. Dennoch versucht Bast, sich heimlich aus dem Gasthaus zu schleichen, um seinen eigenen Plänen nachzugehen.
Mit den Kindern des kleinen Dorfes Newarre betreibt er einen regen Tauschhandel: einen Orakelstein gegen eine Lüge, ein Geheimnis gegen eine Rache – Bast ist gut im Geschäft und immer darauf bedacht, alle Regeln einzuhalten. Doch selbst dem besten Spieler kann einmal ein Fehler unterlaufen: Als Bast von einem besonders gewitzten Jungen gegen besseres Wissen ein Geschenk annimmt, begibt er sich in große Gefahr. Unwissentlich hat er das Geschenk eines Dritten angenommen und sich somit in dessen Schuld begeben und sich an ihn gebunden.
Bast setzt alles darin, diese Schuld abzubezahlen und die Bindung wiederaufzuheben, ohne sich selbst oder anderen großen Schaden zuzufügen. Selbst ein Meister des Geschäfts wie Bast kommt dabei ganz schön ins Schwitzen, zumal der durchtriebene Fae so ganz nebenbei auch noch seine eigenen Zwecke verfolgt und eins mit dem anderen geschickt zu verbinden weiß. Denn was nützt alle Vorsicht, wenn sie einen vielleicht vor den Gefahren, aber eben auch vor den Freuden des Lebens bewahrt?
Auf das Herz hören
Manchmal muss man einfach auf sein Herz hören und die Stimme des Verstandes außer Acht lassen, um dem Weg der Wünsche zu folgen. Von der Morgendämmerung bis zur Mitternacht begleitet Rothfuss seinen charmanten Helden Bast einen ganzen Tag lang auf seinen Wegen und bei seinen geheimnisvollen Unterfangen auf der schmalen Straße zwischen den Wünschen, oder auch dem Verlangen nach etwas – so der Titel der Erzählung im Original.
Es ist ein großer Spaß, dabei zuzusehen wie Bast Ränke schmiedet und umherschleicht, sich tänzelnd in Schwierigkeiten begibt – und sich mit geradezu unheimlicher Anmut wieder daraus befreit. Es bleibt aber auch nicht ohne Düsternis und Schatten auf etwas Dunkles, was in der Welt schlummert. Lassen wir uns ein auf diese magische Geschichte, die den Zauber aus Der Name des Windes und Die Furcht der Weisen wiederaufleben lässt!
Eine Welt voller Magie und Mythen
Gleich mit seinem 860 Seiten starken Erstlingswerk, Der Name des Windes, hat sich Patrick Rothfuss in die Annalen der Fantasy eingeschrieben. Die schiere Detailfülle seiner im wahrsten Sinne des Wortes phantastischen Welt voller Magie und Mythen zeugt von einer unbändigen Schöpfungskraft, die wahrlich beeindruckt. Davon profitiert auch der mit 219 Seiten vergleichsweise dünne Erzählband Der Weg der Wünsche, der eine weitere Geschichte aus diesem großen Kosmos an Mythen erzählt.
Zugrunde liegt dem Buch die bereits 2014 in der Anthologie Rogues (deutscher Titel: Der Bruder des Königs) erschienene Novelle Der Blitzbaum. Wie Rothfuss selbst in seinem Vorwort schreibt ist die jetzt veröffentlichte Version allerdings stark verändert und vieles hinzugefügt worden, auch wenn das Grundgerüst dasselbe geblieben ist. Abgerundet wird das Ganze durch gleich drei Nachworte des Autors, der sich nun hoffentlich auch endlich an den dritten und letzten Band seines Epos angehen wird!