Hier geht es zur Übersicht der Reihe, sollte jemand die vorigen Ausgaben verpasst haben. Bei Tag 1 finden sich auch einleitende Worte. Wir wünschen gute Unterhaltung!
Tag 51
Ein Wiedersehen mit gleich zwei Schauspielern aus Star Trek II – Der Zorn des Khan gibt es in Die Seuche. Judson Scott als Khans Unterling Joachim und Merritt Butrick als Kirks Sohn hatten aber keine gemeinsame Szene. Hier nun schon. Butrick spielt hier zwar einen Junkie, man sieht ihm aber auch darüber hinaus an, dass es ihm nicht mehr gut geht – weniger als ein Jahr später ist er an einer HIV-Infektion verstorben. Die Geschichte ist top, weil sich Picard einerseits eiskalt an die Hauptdirektive hält, man andererseits eine ziemlich fiese Ausgangslage hat. Der eine Planet ist voller Drogensüchtiger, der andere voller Dealer. Die Folge predigt natürlich etwas, schon alleine mit Tasha Yars „Sag nein zu Drogen“-Rede, der Antithese zu Rentons „Sag ja“-Rede aus Trainspotting.
Bei Die schwarze Seele heißt es Abschiednehmen – von Tasha Yar. Denise Croby stieg aus der Serie aus, weil sie der Meinung war, ihre Figur hätte zu wenig zu tun. Wie so oft bei Serienstars, die Erfolgsformate, eine krasse Fehlentscheidung, da ihre Karriere danach total dümpelte. Sie hat auch nicht die Weitsicht besessen, darauf zu setzen, dass ihre Figur sich entwickelt, was der an diesem Punkt ähnlich eindimensionale Worf im Lauf der Jahre tat. Interessant ist der Abgang, weil sie auf so sinnlose Art und Weise getötet wird. Das böse Wesen Armus, das mit den Menschen aus purer Langeweile spielt, tötet sie aus einer Laune heraus. Es ist ein völlig sinnloser Abgang, aber illustriert sehr schön, dass nicht jeder heldenhaft sterben kann, um ganze Planeten zu retten. Armus als Öllache ist nicht gar so bedrohlich, die Dialoge haben aber einen gewissen unfreiwilligen Humor, der die Folge tonal etwas uneben erscheinen lässt. Die Art, wie Tasha stirbt, wurde von vielen Fans gehasst.
Begegnung mit der Vergangenheit ist die letzte zähe Folge dieser Staffel. Die Zeitverwerfungen sind amüsant, Picards Liebeslebens – vor 22 Jahren – ist es eher nicht. Eine Schlaftablette, die uns daran erinnert, dass wir immer Paris haben werden (Originaltitel!).
Die Fortsetzung von Prüfungen gibt es mit Die Verschwörung. Das ist eine enorm spannende Episode, die mit einem Element der Paranoia arbeitet, weil man niemandem vertrauen kann, auch jenen nicht, die zuvor Verbündete waren. Die Episode fühlt sich nach dem an, was Akte X Jahre später machen sollte. Stark ist die Szene, als Picard mit den Invasoren alleine ist. Aber die Folge hat auch einen Wermutstropfen. Sie endet recht abrupt. Picard und Riker töten Remmick, in dem so etwas wie die Königin dieser Parasiten haust. Ihr Tod scheint auch alle Parasiten in den Körpern der Sternenflottenmitglieder zu töten. Und danach hört man von diesen Wesen nie wieder. Das ist ein etwas holpriger Abschluss einer Geschichte, die eigentlich für die nächste Staffel tragende Rolle hätte haben müssen.
Hier zeigt sich aber auch, dass bei der Geschichte viele Änderungen vorkamen. Ursprünglich sollt es sich um eine Verschwörung innerhalb der Sternenflotte handeln, was Gene Roddenberry aber missfiel. Dann dachte man an die Borg als Urheber des Ganzen, die die Kreaturen zur Kontrolle der Föderation nutzen, doch der Autorenstreik machte diese Ideen zunichte. Im Rückblick wäre eine Verschwörung ohne Einfluss von außen wohl die interessanteste Idee gewesen. Mit den Kreaturen fand man einen guten Ersatz, der an Filme wie Die Dämonischen erinnert, aber man hätte ultimativ mehr daraus machen müssen. Der Tod von Remmick ist ausgesprochen graphisch – solch einen Effekt erwartet man bei Star Trek nicht.
Die neutrale Zone bringt die Rückkehr der Romulaner, mit denen die Föderation seit mehr als 50 Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Die Romulaner erklären, sie waren anderweitig beschäftigt – womit, wird aber nicht klar. Die Vernichtung der Außenposten entlang der neutralen Zone sollte ursprünglich von den Borg verrichtet worden sein. Der Autorenstreik verhinderte aber, dass die von Maurice Hurley angedachte Trilogie an Geschichten so umgesetzt werden konnte, wie er wollte. Darum bleibt es offen, wer für die Verheerung verantwortlich ist.
In dieser Folge wird erstmals ein konkretes Jahr genannt. Die Folge spielt 2364. Alle anderen Jahreszahlen vor und nach dieser Folge wurden anhand von Die neutrale Zone errechnet. Der Nebenplot um die Menschen aus dem 20. Jahrhundert wurde eingefügt, weil der Cliffhanger aufgrund des drohenden Autorenstreiks deutlich zurückgefahren wurde. Eines muss man aber schon sagen: Die Leute des 20. Jahrhunderts werden ja nicht gerade toll dargestellt. Das ist 20th-Century-People-Shaming, Star Trek!
Unsere Reihe Osterieds Sternenreise – Einmal quer durch Star Trek wird lose fortgesetzt.
Dadurch ergibt sich mit der Zeit ein schönes Rewatch-Tagebuch mit sehr persönlichen Betrachtungen eines langjärigen Fans und Schreibers.
Peter Osteried schreibt auch Bücher. Dazu gehören folgende Werke:
Interview mit Marilyn Monroe (Roman)
Die Babylon 5-Chronik – Band #1
Die Babylon 5-Chronik – Band #2
Die Babylon 5-Chronik – Band #3
Die Babylon 5-Chronik – Band #4
Die Babylon 5-Chronik – Band #5
Die Babylon 5-Chronik – Band #6
Er ist außerdem Herausgeber und Redakteur der Zeitschriften MOVIESTAR, MOVIESTAR RETRO, TV SERIEN HIGHLIGHTS und DVD BLURAY SPECIAL aus seinem IMMUNDULA VERLAG.
Die Zeitschriften gibt es auch im Shop beim Verlag in Farbe und Bunt.