Osterieds Sternenreise

Einmal quer durch Star Trek: #035: Vom ikonischen Facepalm über den Klingon Candyman bis zu Gänsehautmomenten

© Paramount

Peter Osteried reist durch über 50 Jahre „Star Trek“ und lässt uns an seinem Rewatch teilhaben. Heute Tag 65 und 66.

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Hier geht es zur Übersicht der Reihe, sollte jemand die vorigen Ausgaben verpasst haben. Bei Tag 1 finden sich auch einleitende Worte. Wir wünschen gute Unterhaltung!

Tag 65

Da ist sie endlich – die Facepalm-Folge: Noch einma Q. Der verliert hier seine Kräfte und sitzt auf der Enterprise fest. Picard hört, dass er sein bester Freund ist, und macht sie, die Geste, die längst zum Meme geworden ist. Auch davon abgesehen: Eine sehr vergnügliche Geschichte, weil die Arroganz von Q mit der Beschränktheit der menschlichen Existenz aneinandergerät. Hier erfährt man zudem, dass Q nicht nur die Menschen heimsucht, sondern so ziemlich jeden. Kein Wunder also, dass so mancher sich rächen will.

Riker unter Verdacht ist weniger gut. Im Grunde ein Krimi in Agatha-Christie-Manier, bei dem man das Holodeck nutzt, um alternative Versionen entsprechend der Zeugenaussagen zu zeigen. Ist ja nett, zumal die Variation ihren Reiz hat, aber die Art der Auflösung erscheint dann auch etwas aus dem Hut gegriffen. Aber: Das ist die zweite Facepalm-Folge. Hier ist es Riker und seine Reaktion auf eine Zeugenaussage, die längst zum Meme geworden ist. Von daher: Eine Folge, die wahre Unsterblichkeit erlangt hat.

„Ein Name muss in allen Geschichtsbüchern stehen. Der Name: Enterprise“. Ein echter Gänsehautmoment in Die alte Enterprise, die vielleicht beste Folge der ganzen Serie. Auf jeden Fall eine in der Top Ten. Die alternative Zeitlinie ist eine, in der seit 20 Jahren Krieg mit den Klingonen herrscht. Bei der Opferzahl, die Guinan nennt, scheint man sehr niedrig zu liegen – 40 Millionen. Diese Zahl wurde schon beim Zweiten Weltkrieg übertroffen. Und dass die angreifenden klingonischen Schiffe der kleineren Raubvogelklasse angehören und keine Zerstörer sind, ist auch egal. Weil diese Folge so unglaublich dramatisch ist. In Hinblick auf das große Ganze, weil der Krieg für die Föderation schlecht läuft, aber auch im Kleinen, wenn Tasha Yar klar wird, dass sie in der richtigen Zeitlinie gar nicht mehr lebt. Das ist möglicherweise die Star Trek-Folge, die ich am häufigsten gesehen habe!

Datas Nachkomme ist die thematische Fortführung von Wem gehört Data?, denn hier erschafft er eine neue Androidin, die er als sein Kind betrachtet. Aber Begehrlichkeiten der Sternenflotte werden geweckt, und wieder geht es darum, was Leben ausmacht. Mehr noch: Es geht auch darum, welche Verantwortlichkeiten ein Vater hat. Faszinierend ist diese Folge im Rückblick übrigens noch mehr, weil hier ein Thema nur kurz angeschnitten wird, das heute aktueller denn je erscheint. Data lässt seinem Kind die freie Wahl, welches Geschlecht es sein möchte. Das Ende ist immens tragisch, weil Datas Tochter Lal ein Opfer ihrer eigenen Angst wird, aber indem sie Gefühle empfindet, übertrumpft sie ihren Schöpfer sogar noch.

Tag 66

Die Sünden des Vaters ist eine besonders wichtige Folge. Weil sie Ereignisse in Gang setzt, die erst mehrere Staffeln später kulminieren werden. Hier geht es um Worf, um den Bruder, den er nicht kannte, um den Vater, der entehrt wird. Garniert ist das alles von einem neuerlichen Blick auf die Gepflogenheiten der Klingonen. Tony Todd, der Candyman, spielt Worfs Bruder und taucht noch in zwei weiteren Folgen auf. Charles Cooper spielt K’mpec, den Führer des Hohen Rats der Klingonen. Er sieht im Grunde aus wie in seiner Klingonenrolle in Star Trek V: Am Rande des Universums.

Es geht – natürlich – um die Ehre. Und darum, dass sie selbst im Hohen Rat nicht mehr viel zählt, so wie man hier auf Ränkeschmiede setzt, um die Rolle eines Verräters zu minimieren und die Schuld einem anderen in die Schuhe zu schieben. Für Worfs Entwicklung ist diese Folge immens wichtig, und das nicht nur, weil er am Ende zum Schutz des Reichs der Entehrung zustimmt. Eine verdammt gute Episode, die erstmals die klingonische Heimatwelt zeigte und die für den weiteren Verlauf der Serie essenziell ist.

Unsere Reihe Osterieds Sternenreise – Einmal quer durch Star Trek wird lose fortgesetzt.

Dadurch ergibt sich mit der Zeit ein schönes Rewatch-Tagebuch mit sehr persönlichen Betrachtungen eines langjärigen Fans und Schreibers.

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