Rezension

Kern macht´s kurz: Kritik zu Star Trek: Picard 3.10 “The Last Generation”

© Paramount

Unsere Claudia Kern blickt in aller Kürze auf die zehnte Episode der dritten Stafel aus “Star Trek: Picard” zurück.

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Star Trek: Picard 3×10: The Last Generation, oder: Kern fasst sich zwar kurz, aber hat sich lange Gedanken über diese Folge gemacht.

Da sich unser Podcast Planet Trek fm dem Thema erst später annehmen wird, liefert Claudia Kern an dieser Stelle Woche für Woche ihre kurze, knackige Meinung zum Geschehen rund um Jean-Luc Picard, Riker, Troi, La Forge, Worf, Crusher und alle anderen.

Achtung, falls ihr die Episode noch nicht gesehen habt: Der folgende Text ist nicht spoilerfrei.

Worum geht´s und wie war´s?

Fangen wir einfach mal an. Wir erfahren eine Menge in dieser Folge. Der Borgkubus wird von Alice Kriges Königin gesteuert, die auf dem langen Weg durch die Galaxis ihre eigenen Drohnen essen musste. So kann man das Borgkollektiv auch in einer Tat zusammenfassen: die Aufgabe des Individuums bis hin zum eigenen Körper. Hoffentlich hatten die wenigstens Ketchup an Bord.

Auf dieser langen Reise hatte die Königin eine Idee. Ihre Borg sollen sich nicht länger durch Assimilierung verbessern, sondern durch Evolution. Äh, Evolution ist Anpassung, also Evolution statt Evolution? Ich bin verwirrt.

Aber egal. Die Szenen zwischen ihr und Jack sind fast schon tragisch, zum einen, weil ihre Eroberungsfantasien in krassem Gegensatz zu dem leeren, kaputten Kubus stehen. Zum anderen, weil sie in ihrer Einsamkeit nach Jack greift, um wenigstens eine Stimme zu hören, Es ist ihr natürlich egal, was sie damit in seiner Psyche anrichtet. Alle dienen der Königin, ob wissentlich oder unwissentlich.

Es gibt eine Menge Action in dieser Folge und tolle Aufnahmen der Enterprise-D. Viele Figuren dürfen ihre alten und neuen Fähigkeiten einsetzen, um die Handlung weiterzubringen. Das gilt vor allem für Crusher, Geordi und Data. Der Moment, in dem Geordi Beverly vor die Wahl stellt, ihren eigenen Sohn in die Luft zu jagen oder eine Borginvasion zuzulassen, ist regelrecht ergreifend. Troi hat leider deutlich weniger zu tun und rutscht in die unangemessene Rolle, sich gleich mehrfach vom heldenhaften Riker verabschieden zu müssen. Das ist ein bisschen schade. 

Comedy-Worf funktioniert weiterhin nicht ganz so gut, dagegen sind seine Szenen mit Riker Gold. Generell hat die Serie noch nie so gut funktioniert wie in den Momenten, in denen die TNG-Besatzung wieder zusammenkommt. Picard braucht als Figur diese Spiegelung durch die anderen. Allein ist er so unvollständig wie die Borgkönigin.

Wenigstens bringt er  nach all den Jahren endlich sein privates und berufliches Leben zusammen. Er gibt dem im Kollektiv steckenden Jack die bedingungslose Liebe und Anerkennung, nach der er sich stets gesehnt hat, und erfährt gleichzeitig, was es bedeutet, Vater zu sein.

Dass er am Ende mit seiner alten Besatzung zusammen Poker spielt, soll uns zeigen, dass er beide Familien haben kann und sich nicht für eine entscheiden muss.

Am Ende wird die Titan in Enterprise umbenannt, was nicht nötig gewesen wäre. Seven wird Captain, was dringend nötig war, Raffi ist mit an Bord, was … ach, lassen wir das. Ist gerade so schön. Jack darf sich auf die Brücke setzen und wichtiger sein als sein Rang. Die Föderation ist gerettet und irgendwo im Universum fragen sich die Gestaltwandler, weshalb sie sich eigentlich auf den ganzen Mist eingelassen hatten.

Jetzt könnten fast alle glücklich bis an ihr Ende leben, abgesehen von denen, die aus der Serie herausgeschrieben wurden: Jurati, Laris, Soji und noch ein paar andere, die ich schon vergessen habe. Die Macher von Picard scheinen eine Art revisionistische Geschichtsschreibung betreiben zu wollen, bei der sie die ersten beiden Staffeln für nichtig erklären. Denkt bloß nicht an Picards angebliche Krankheit oder an die guten Borg oder an seine Beziehung mit Laris usw.

Und dann ist da noch Q. Ja, ich weiß, dass sein Tod in Staffel 2 verschenkt war, aber sein Auftauchen nimmt rückblickend den letzten Momenten zwischen ihm und Picard jede Emotionalität. Wenn getötete Figuren einfach wieder auftauchen, weil die Produzenten ihre Meinung ändern, können wir als Zuschauer dann noch irgendeinen Tod fühlen? 

Da hilft es auch nicht, dass Q Jack (und damit uns) lineares Denken vorwirft. In unserer Gefühlswelt und krasser noch, in Picards Gefühlswelt, war er tot. Dass er jetzt nicht nur wieder auftaucht, sondern schon wieder einen Prozess gegen die Menschheit führen will, ist inkonsequent und irgendwie langweilig.

gezeichneter Apollo, mit wohlwollendem Blick und dem Urteil "cool!"

Fazit

Für die TNG-Besatzung war diese Folge das glückliche Ende, das sie verdient hat. Für Star Trek an sich ist sie dank der allerletzten Szene eine rückwärts gerichtete, um sich selbst kreisende Nabelschau ohne Zukunftsvisionen. 

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