Jean-Luc Picard ist untrennbar mit seinem Darsteller Sir Patrick Stewart verbunden, der die Figur in sieben Staffeln von Star Trek: The Next Generation, vier Kinofilmen und sogar im Pilotfilm von Star Trek: Deep Space Nine darstellte. Nach einer längeren Pause ist Stewart inzwischen seit zwei Staffeln in Star Trek: Picard ein weiteres Mal im Einsatz.
Ihm gelang es gemeinsam mit dem Autorenstab der Next Generation, eine Figur für die Ewigkeit zu entwickeln und dafür zu sorgen, dass man Picard problemlos mit anderen großen Ikonen der Trek-Geschichte nennt.
Doch was genau hat den französischen Teetrinker eigentlich so besonders gemacht? Welche Eigenschaften sind unverkennbar “Picard”? In dieser mehrteiligen Reihe steuern wir parallel zur Besprechung der zweiten Staffel von Star Trek: Picard im Podcast Planet Trek fm (Start der Besprechung ist zum kommenden Wochenende) gemeinsam auf den Kern der beliebten Figur zu.
Beginnen wollen wir heute mit etwas, das vielen Repräsentanten und Politikern unserer Zeit ebenfalls gut zu Gesicht stehen würde: ein Wertesystem, das auch gelebt wird.
Für einen Freund
Ein frühes Beispiel, wie Picard seine intellektuellen und rhetorischen Fähigkeiten einsetzte, wie ein Löwe für die richtige Sache kämpfte und dabei doch innerhalb der Regeln spielte, war die Episode The Measure of a Man (Wem gehört Data?) aus der zweiten TNG-Staffel.
Darin wurde die Existenz des Androiden Data von einem Wissenschaftler der Sternenflotte namens Bruce Maddox bedroht. Dieser wünschte sich, mehr über die Funktionsweise Datas zu erfahren, um ihn gegebenenfalls duplizieren zu können. Sein Credo: Data ist Eigentum der Sternenflotte. Dieser jedoch weigerte sich, was einen improvisierten Gerichtsprozess nach sich zog, der den rechtlichen Status von Data klären sollte. Picard übernahm selbstverständlich sofort die Verteidigung seines Offiziers, musste aber mit ansehen, wie Riker gezwungen wurde, für die Gegenseite zu argumentieren.
Letztlich gelang es dem Captain allerdings, die Richterin davon zu überzeugen, dass Data für sich selbst bestimmen sollte. Ein Meilenstein in der Entwicklung des Androiden, der somit nicht länger Gefahr lief, wie ein Gebrauchsgegenstand und Besitz der Sternenflotte behandelt zu werden.
Picard musste im Verlauf der Handlung wahrlich alle Register ziehen, um seinen Standpunkt zu untermauern. Seine Redegewandheit und die argumentativen Fähigkeiten bestachen dabei ein ums andere Mal, wenngleich auch Riker seine Sache exzellent machte und seinem Captain alles abverlangte.
Für die Familie
Wie wichtig Captain Picard seine Offiziere stets waren und wie sehr er sie über den Verlauf der Serie als Familie betrachtete, ließ sich auf magische Weise anhand der ebenfalls herausragenden und emotional mitreißenden Episode The Offspring (Datas Nachkomme) aus der dritten Staffel erleben.
Darin musste der Captain sich nicht direkt für einen seiner Kollegen, sondern vielmehr für einen Nachkommen einsetzen: Lal, Datas Tochter. Der Androide hatte eigenmächtig an einem neuen Modell herumexperimentiert, was nun erneut die Sternenflotte auf den Plan rief, die Lal zu Studienzwecken von ihrem “Vater” trennen wollte. Nicht nur für Picard nach der Sache mit Bruce Maddox ein Déjà-Vu.
Picard steckte in einem wirklichen Dilemma, da er selbst nicht ganz sicher war, wie er die Situation und Datas Handlungen einschätzen sollte. Dennoch setze er sich bis zum Ende und unter Gefährdung seiner eigenen Karriere für Lal ein. Traurigerweise starb diese jedoch, was sogar Data trotz all seiner Genialität nicht verhindern konnte. Dem Beistand seines Captains hatte er sich jedoch ein weiteres Mal vergewissern können.
Für einen Untergebenen
Auch in der Episode The Drumhead (Das Standgericht) aus der vierten Staffel der Serie erhielten wir Zuschauer tiefe Einblicke, wie weit Picard für seine Überzeugung gehen würde.
Darin ging es um einen jungen Offizier, der ins Schussfeld einer Ermittlung geriet, da er bei der Aufnahme in die Sternenflotte über seine Herkunft gelogen hatte. Picard setzte sich vehement für den jungen Mann und gegen eine Vorverurteilung aufgrund seiner Spezies ein, fand sich daraufhin aber selbst im Fokus einer Hexenjagd wieder, die er eigentlich nur hatte verhindern wollen.
Die Richterin versuchte wie im Wahn dem Captain etwaige Verfehlungen nachzuweisen, was Picard zunächst mit Unglauben, später aber mit knallharten Worten abzuwehren wusste, die seine Gegenüber und uns Zuschauer ins Mark trafen. Nicht nur der Serie gelang hiermit eine Sternstunde, auch Picard durfte einen seiner besten Momente erleben und dabei noch beweisen, dass er selbst in dunklen Stunden dazu fähig war, als Gewissen der Sternenflotte zu agieren und den gerechten Weg zu wahren.
Für den freien Willen
Ein schönes Beispiel findet sich auch in einem der Kinofilme. Star Trek: Insurrection (Star Trek: Der Aufstand) brachte unseren Captain in die Klemme, als ein Admiral plante, die Bevölkerung eines Planeten heimlich umzusiedeln, um diesen für die Föderation nutzbar zu machen.
Nicht zufällig erinnert die Geschichte an die Vertreibung der Native Americans. Picard bezog eindeutig Stellung und legte dafür sogar seine Rangabzeichen ab. Ihm war das Schicksal von dreihundert Lebewesen und ihr freier Wille, selbst über ihr Schicksal zu entscheiden, wichtiger, als die Befehle von oben. Dass seine Anführer letztlich sogar Gutes im Sinn hatten und nach Heilmitteln oder gar dem ewigen Leben strebten, war zweitrangig. Die Wahl des Weges war falsch und der Captain der Enterprise musste handeln. Er folgte somit (wie so oft) seinem Instinkt und behielt am Ende recht.
Planet Trek fm startet in wenigen Tagen auf vielfachen Wunsch unserer Hörer in eine ausführliche Podcast-Besprechung der zweiten Staffel von Star Trek: Picard.
Darüber hinaus geht es zeitnah auch in dieser Reihe mit einem weiteren Aspekt von Picards Persönlichkeit weiter: dem des Actionhelden!
Dieser Artikel erschien ursprünglich auf www.syfy.de und ist Eigentum von NBC Universal Global Networks Deutschland GmbH. Er wird mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.