Unser Reinhard Prahl reist für euch zurück und nimmt sich die dritte Staffel von Star Trek: Discovery in Einzelrezensionen vor. Jemand Lust auf einen Rewatch, bevor Paramount+ im Dezember die vierte Staffel nach Deutschland bringt?
Inhalt
Burnham hat es endlich geschafft und ist wieder mit der Crew der Discovery vereint. Nachdem sie Saru endgültig das Kommando über das Schiff übergeben hat, offenbart Michael ihm, dass sie vor einiger Zeit über einen Subraumkanal den zwölf Jahre alten Funkspruch eines Sternenflottenadmirals namens Tal empfangen konnte.
Als Herkunftsort vermutet sie die Erde. Um aufgrund ihrer hohen Dilithium-Reserven nicht zum Ziel zu werden, entschließt Saru, die Discovery mit Hilfe des Sporenantriebs zur Erde zur fliegen. Der Sprung durch das Myzel-Netzwerk gelingt, doch die Erde ist nicht mehr der Planet, der er einmal war.
Abgedankt
Die dritte Episode der Season flacht gegenüber den ersten beiden etwas ab. Kim und Lippoldt starten mit einem Rückblick, der all das, was Burnham im letzten Jahr widerfuhr, in gerade einmal eine Minute packt. Der Rest wird in einige nichtssagende Dialoge zwischen ihr und Booker, der leider etwas zu kurz kommt, gepresst. Das ist eindeutig zu wenig und zurück bleibt der fade Beigeschmack, dass man sich hier mehr hätte einfallen lassen können.
Nachdem sich Burnham und die Crew wiedergefunden haben und klar ist, dass sie nicht mehr die Alte ist, bestätigt sie Saru als Captain der Discovery. Nur warum? Ganz davon abgesehen, dass er der dienstältere Offizier ist und das Schiff sowieso die ganze Zeit schon führte, müsste der Kelpianer doch inzwischen nun wirklich genug Selbstbewusstsein getankt haben, um sich seiner Rolle auch ohne Michael bewusst zu sein. Das ist schade und spricht der so sympathischen Alien-Figur erneut jegliches Durchsetzungsvermögen ab.
No Federation
Der folgende Plot um die Vergangenheit der Zukunft der Erde macht erfreulicherweise die kleinen Patzer der ersten Minuten wett. Dass die Erde sich von den Resten der Föderation losgesagt hat, war zwar vorhersehbar und wird leider nur in einigen Worten thematisiert, doch Phumzile Sitole macht als Captain Ndoye einen guten Job und vermittelt ein Gefühl der misstrauischen Unsicherheit, durch das aber immer noch das einstige Ideal der Föderation durchblitzt. Dazu passt auch, dass sich der Marodeur Wen, der die Erde immer wieder bedroht, schließlich als verzweifelter Bewohner des isolierten Saturnmondes Titan entpuppt. Gut, ganz neu ist diese Idee nicht, passt dafür aber prima ins Gesamtbild. Außerdem kann Saru hier mit seinem diplomatischen Geschick auftrumpfen und verschafft der Episode damit so ganz nebenbei ein richtig cooles Star Trek-Feeling.
Das Ende kommt ergreifend und schön daher. Wir dürfen Tilly und einige ihrer Kameraden auf die Erde begleiten, wo sie die ehemalige Sternenflottenakademie besuchen. Und siehe da, Jonathan Frakes hat es nicht verlernt, den Fans so manchen nostalgischen und trekkigen Moment zu bescheren. Der Baum, den wir schon aus TNG-Zeiten kennen, steht auch nach 930 Jahren noch – und er wurde bereits in den 2250er-Jahren heiß und innig geliebt. Zum Schluss folgt dann noch ein Blick auf die ehemalige Ausbildungsstätte der Offiziere und die Golden Gate Bridge. Da verdrückt man als Fan doch gleich das ein oder andere Tränchen, gut so.
Fazit
Nach einem schwachen Beginn nimmt People of Earth Fahrt auf. Ein wenig Star Trek-Feeling hier, ein bisschen Figurenentwicklung dort und ein neues Crewmitglied halten den Spannungsbogen aufrecht. Was indes aus Adira (gespielt von Blu del Barrio) wird, muss sich in den folgenden Episoden noch zeigen. Die Einführung des non-binären Characters mit Paul Stamets gerät stimmig und unterhaltsam, ob der Hintergrund eines Menschen, der als Trill-Wirt fungiert, jedoch tragfähig ist, werden wir in den kommenden Episoden sehen. Das wird hauptsächlich davon abhängen, was sich die Autoren hierzu einfallen lassen. Übrigens: Wann geht es endlich mit Detmers mysteriösen Ausfällen weiter? Nachdem man uns einen schwer verdaulichen Brocken hingeworfen hat, wäre es schön gewesen, den Subplot doch zumindest in einer kleinen Szene ein wenig weiterzuführen. Fragen über Fragen, die hoffentlich in den kommenden zehn Episoden zufriedenstellend beantwortet werden.
LESETIPPS!
Der Journalist und Autor Reinhard Prahl ist abseits seiner Arbeit für Planet Trek unter anderem auch als Autor von Sachbüchern sehr aktiv. Seine aktuellen Publikationen sind:
- Es lebe Firefly (bereits erschienen, Link führt in den Verlagsshop)
- Die Star-Trek-Chronik #3 (erscheint Dezember 2022, Link führt in den Verlagsshop)