Andere Welten

Star Wars: May the 4th be with you!

Lichtschwertkampf zwischen den Helden aus "Star Wars".

Zum diesjährigen Welt-Star Wars-Tag reist unser Thorsten Walch durch die Geschichte.

© Disney

Woher ganz genau die Tradition kommt, die Fans des Star Wars-Franchises am heutigen Tag begehen, weiß niemand so ganz genau: Während die einen sagen, sie gehe schlicht und ergreifend auf die sprachliche Ähnlichkeit mit dem berühmten Segenswunsch aus der Leinwand- und mittlerweile auch (Streaming-) TV-Saga zurück, sehen andere den Ursprung im Datum des Amtsantritts der damaligen britischen Premierministerin Margaret Thatcher, deren Partei (die Conservative and Unionist Party) ihr in einer Annonce in den renommierten London Evening News am 4. Mai 1979 alles Gute wünschte.

Und wieder andere beziehen sich dabei auf den Fehler eines Simultanübersetzers des Senders N24, der während der Übertragung einer Pressekonferenz anno 2005 den von George Lucas persönlich zitierten ikonischen Gruß mit »Am 4. Mai sind wir bei Ihnen!« ins Deutsche übertrug.

Doch wie dem auch immer sei – der heutige 4. Mai wird spätestens seit 2011 als »Star Wars-Tag« begangen und auch von Walt Disney seit dessen Machtübernahme der Welten der Saga gefeiert. Grund genug, sich hier bei Planet Trek ebenfalls am heutigen Tag einmal dem Konkurrenzuniversum zu widmen.

Es war einmal … in 32 Kinos …

Genau so viele Lichtspieltheater waren es, die dem allerersten Star Wars ab dem 25. Mai 1977 in den gesamten Vereinigten Staaten überhaupt eine Chance gaben. Zwar war der Streifen mit seinem mehrmals überzogenen, letztlich 11 Millionen US-Dollar umfassenden Budget kein Billigheimer, doch rechnete man beim Filmmulti 20th Century Fox auch keineswegs mit einem Blockbuster, sondern hoffte stattdessen auf ein Einspielergebnis, das die Investition wieder in die Studiokassen zurückbringen würde. Was dann geschah, ist Filmgeschichte und muss an dieser Stelle sicherlich kein weiteres Mal durchgekaut werden: Kurz gesagt, Star Wars (hierzulande kam der Film zunächst als Krieg der Sterne ab dem 10. Februar 1978 in die Kinos und erhielt erst später auch weltweit den erheblich schwungvolleren endgültigen Titel Star Wars: Episode IV – A New Hope beziehungsweise Eine neue Hoffnung) wurde seinerzeit der erfolgreichste Film aller Zeiten (und steht gemessen an den Zuschauerzahlen noch immer in der ewigen Liste). Er brachte eine bis heute anhaltende riesige Merchandising-Maschinerie ins Rollen und die drei Newcomer-Hauptdarsteller Mark Hamill, Harrison Ford und das Promi-Kind Carrie Fisher, bislang eher in kleineren Rollen in Film und Fernsehen zu sehen gewesen, avancierten über Nacht zu ausgesprochenen Filmstars und waren bereits kurz nach Star Wars in mal mehr, mal weniger erfolgreichen anderen Streifen zu sehen.

Star Wars 1 ½

Es dauerte nur knapp eineinhalb Jahre, ehe Star Wars zurückkehrte. Stimmt nicht? Stimmt wohl! Am 17. November 1978 kam mit The Star Wars Holiday Special die allererste Fortsetzung des Originalfilms heraus, allerdings nicht im Kino: Das knapp anderthalbstündige Revuefilmchen (das nach Ansicht des Verfassers übrigens bei Weitem nicht so schlecht ist, wie viele es machen wollen!) war ein typisches amerikanisches Festtags-Fernsehspecial für das dort populäre vorweihnachtliche Thanksgiving, und abgesehen von »Obi-Wan Kenobi« Sir Alec Guinness und »Grand Moff Tarkin« Peter Cushing waren alle Darsteller aus dem Kinofilm wieder mit dabei. Es gab Gesangs- und Tanzeinlagen schräger Aliens, während Han Solo seinen Wookie-Freund Chewbacca heim auf dessen Heimatplaneten Kashyyyk bringen wollte, um dort mit seiner Frau Malla, seinem Söhnchen Lumpy und seinem granteligen Schwiegervater Itchy den alljährlichen »Tag des Lebens« zu feiern (natürlich eine Thanksgiving-Entsprechung). Diese sprachen übrigens in allen ihren Szenen lediglich die aus Knurr- und Grunzlauten bestehende Wookie-Sprache, was mit Untertiteln versehen werden musste, da der Großteil der US-Fernsehzuschauer der Sprache nicht mächtig war. Natürlich werden Han und Chewie dabei vom bösen Darth Vader gejagt, der die glückliche Heimkehr erst einmal nach Kräften zu verhindern trachtet, und neben Gaststars wie dem späteren Golden Girl Beatrice Arthur und dem unter anderem aus der berühmten Twilight Zone-Weihnachtsfolge Night Of The Meek (Einmal im Jahr) bekannten Art Carney gab es bei alledem einen weiteren Gaststar, der später noch von sich reden machen sollte: Der in eine martialische Rüstung gekleidete, für den damals kommenden zweiten Star Wars-Film konzipierte Boba Fett, der in einem eigens für das Holiday Special realisierten Zeichentricksegment mit dem Titel The Story Of The Faithful Wookiee (Die Geschichte vom treuen Wookie) erstmals im bewegten Bild zu sehen war (tatsächlich war er bereits auf der San Anselmo Country Fair Parade am 24. September 1978 erstmals öffentlich aufgetreten). Das war aber eigentlich auch das einzige echte Star Wars-Element, welches das Holiday Special enthielt, der Rest war, gelinde ausgedrückt, eher weniger gelungen. Besonders die aus dem Film bekannten Hauptdarsteller wirkten teilweise, als seien sie mit Waffengewalt zu ihrer Mitwirkung gezwungen worden: Harrison Ford erklärte einmal, ein solcher Film existiere gar nicht und »Leia« Carrie Fisher äußerte in einem späteren Interview, dass sie die Videocassette mit der Aufnahme von The Star Wars Holiday Special gern bei sich zuhause auflegen würde, wenn sie eine Party beenden wolle. Bis auf das schon genannte Zeichentricksegment (das mittlerweile auch bei Disney+ angeschaut werden kann) verschwand The Star Wars Holiday Special dann auch im Lucasfilm-Giftschrank und ward bis heute nicht mehr wiedergesehen.

Der fünfte zweite (zweite fünfte?) und der sechste dritte (dritte sechste?) Teil

Die Macht oder besser gesagt der Erfolg blieb George Lucas auch bei seinen beiden nachfolgenden Saga-Filmen The Empire Strikes Back (Das Imperium schlägt zurück) und Return Of The Jedi (Die Rückkehr der Jedi-Ritter) in den Jahren 1980 und 1983 treu, zwischenzeitlich konnte er noch zusammen mit seinem Freund Steven Spielberg und Star Wars-Co-Star Harrison Ford in der Hauptrolle (der als einziger der Schauspieler zu einem echten Superstar von bleibendem Marktwert wurde) mit Raiders Of The Lost Ark (Jäger des verlorenen Schatzes, 1981) eine weitere erfolgreiche Filmreihe starten. Bei Star Wars wurde die Sache dabei recht verwirrend: Warum trugen Teil 2 und 3 der Saga plötzlich die Episodennummern römisch V und VI? Um eine Erklärung war der Star Wars-Schöpfer indes nicht verlegen: Schließlich plane er, sowohl die jeweils dreiteilige Vorgeschichte als auch die Fortsetzung seiner Saga in späteren Jahren auf die Leinwand zu bringen. Wie diese letztlich aussehen würden, darüber ließ er sich zumindest anfänglich nicht aus. Schon immer war es eine Besonderheit in Lucas‘ Vorgehensweise gewesen, nach dem Work-In-Progress-Verfahren zu arbeiten: So etwa war beim ersten Entwurf für seinen zweiten Star Wars-Film, den die berühmte Science-Fiction- und auch Drehbuchautorin Leigh Brackett erstellt hatte, noch keine Rede davon gewesen, dass irgendjemand jemals jemand anderes Vater oder sonstiger Verwandter sein könnte – das ergab sich erst bei Lucas‘ Überarbeitung von Bracketts Geschichte, und noch während der Dreharbeiten zu der berühmten »NO! I AM YOUR FATHER!«-Szene wusste außer Luke-Darsteller Mark Hamill niemand etwas über das verwandtschaftliche Verhältnis zu dem finsteren Darth Vader, der stattdessen »Obi-Wan killed your father!« gesagt hatte (sein Darsteller David Prowse dürfte später ziemlich überrascht aus der Rüstung geblickt haben). Auch ob Leia bereits damals Lukes Schwesterlein gewesen ist, ist zumindest fraglich, ruft man sich die denkwürdige Kussszene zwischen den beiden am Anfang von The Empire Strikes Back in Erinnerung.

Nach dem düster-tragischen Empire führte Return Of The Jedi die Breitwand-Saga dann (vorerst) zu einem würdigen Abschluss nebst tränenfeuchter Filmtode gleich mehrerer beliebter Figuren und Star Wars war erst einmal Geschichte, da George Lucas sich zunächst anderen Projekten wie der Produktion zweier nur mäßig erfolgreicher Filme (Howard The Duck und Labyrinth) sowie dem Aufbau eines Computerspielimperiums nicht ganz frei von Einflüssen seiner Saga zuwandte.

Spärliche Nachschläge

Da die Star Wars-Fans einfach nicht damit aufhören wollten, George Lucas‘ Saga zu verehren (was diesem zumindest finanziell betrachtet sicherlich ganz recht war), gab es nach Return Of The Jedi ein paar nette, aber nicht sehr bedeutsame Kleinigkeiten: Die 1984 und 1985 inszenierten beiden TV-Realfilme über die pelzigen Ewoks aus seinem dieser Zeit dritten Saga-Film Caravan Of Courage: An Ewok Adventure sowie Ewoks: The Battle Of Endor (hierzulande als Ewoks: Die Karawane der Tapferen und Ewoks: Kampf um Endor 1985 und 1986 in den Kinos zu sehen) sowie die beiden gleichfalls 1985 annähernd zeitgleich produzierten Zeichentrickserien Star Wars: Droids (Star Wars: Freunde im All) sowie Ewoks (ab Staffel 2 in The All New Ewoks  umbenannt, hierzulande nur Die Ewoks) waren erst einmal alles, was George Lucas für seine Anhänger bereithielt. Doch bereits schon in dieser Zeit war immer wieder einmal zumeist in später dementierten Gerüchten die Rede von einer »echten« Fortsetzung der Saga in Form neuer Filme. Bis es soweit war, sollten – auch das ist für Science-Fiction- und Filmfans sicherlich kein Geheimnis – noch weitere satte 14 Jahre in die Welt ziehen, aber Star Wars blieb auch in der Zwischenzeit alive and well – Expanded Universe (Erweitertes Universum) lautete das Zauberwort.

Star Wars gedruckt

Schon von Beginn der Saga an hatte es Star Wars-Comics und auch das eine oder andere Buch gegeben. Neben den Drehbuchadaptionen, die die Geschichten aus den Filmen nacherzählten und die es gleichermaßen als Roman- als auch als Comicfassungen gab, kamen dabei auch dazuerfundene neue Geschichten in diesen beiden Formen heraus: So war bereits zur aktuellen Laufzeit der Filme der vom recht bekannten Science-Fiction- und Fantasy-Autoren Alan Dean Foster verfasste Splinter Of The Mind’s Eye (in der deutschen Fassung zunächst als Die neuen Abenteuer des Luke Skywalker, in späteren Neuauflagen als Skywalkers Rückkehr erschienen) veröffentlicht worden, dass auf einem Story-Entwurf von George Lucas für eine preisgünstige TV-Fortsetzung seines Films basierte, falls dieser kein großer Kinoerfolg gewesen wäre, ferner erschien eine dreibändige Romanserie von Brian Daley mit zusätzlichen Abenteuern von Han Solo und Chewbacca, die vor dem Film spielten. Und auch die vom berühmten Verlagshaus Marvel herausgebrachten Comics beinhalteten mit der Zeit von den Filmen losgelöste Geschichten. 1991 begründete der Science-Fiction-Autor und Star Wars-Fan Timothy Zahn schließlich das schon angesprochene erweiterte Star Wars-Universum: Mit seiner Thrawn-Trilogie über den blauhäutigen Imperialen Mitth’raw’nuruodo (bitte laut aussprechen!), kurz Thrawn genannt vom Planeten Rentor, dem neuen Oberbefehlshaber des wiedererstarkenden Imperiums, setzte er die Geschehnisse in der Saga in Absprache mit George Lucas, der die Genehmigung hierzu erteilt hatte, fort. Es folgten ganze Dutzendschaften weiterer Romane, Comics und auch Computerspiele, die in dem sich bildenden neuen erweiterten Star Wars-Universum (in beiden Sprachen als »EU« abgekürzt) spielten und das bei den Fans vom reinen Ersatz für neue Filme oder Serien nach und nach zum festen Bestandteil der Saga wurde. Ein Teil der Figuren wie etwa der bereits genannte Thrawn wurden in späteren Jahren ein kanonischer Bestandteil der Saga, obwohl Disney das EU schon kurz nach seiner Übernahme von Lucasfilm zu den unkanonischen Legends erklärte. Doch es ist nicht zu unterschätzen, dass alle diese in welchem Medium auch immer erzählten Geschichten maßgeblich dazu beitrugen, dass das Interesse an Star Wars in den Jahren ohne filmische Neuigkeiten erhalten blieb.

Endlich geht es weiter

Die Rückkehr von Star Wars auch in die allgemeine öffentliche Wahrnehmung fernab der Fan-Szene vollzog sich mehr oder weniger in zwei Schritten. Bekanntermaßen kann selbst eine noch so große weltweite Fan-Szene keinen Erfolg eines Filmes oder auch einer Fernsehserie generieren, dazu braucht es nun einmal immer auch das »ganz normale«, nicht-nerdige Publikum, und dieses wollte George Lucas ziemlich sicher erst einmal antesten, ehe er seine Saga wirklich großangelegt fortsetzte.

Aus diesem Grund brachte er im Jahr 1997 zum 20. Jubiläum Special Editions seiner drei bisherigen Star Wars-Filme in die Kinos. Lucas hatte in den Jahren davor mehrmals geäußert, dass er seine Meisterwerke mit den modernen (Computer-basierten) tricktechnischen Möglichkeiten, die seit Filmen wie Terminator 2: Judgment Day (Tag der Abrechnung) oder Jurassic Park aufgekommen waren, sehr viel perfekter auf die Leinwand hätte bringen können, und das holte er nun kurzerhand nach. Star Wars, The Empire Strikes Back und Return Of The Jedi kamen im Lauf weniger Wochen nacheinander neu in die Kinos, wofür sie neue verbesserte Trick- und Soundeffekte erhalten hatten, mit ursprünglich herausgeschnittenen Szenen aufgepeppt sowie teils umgeschnitten worden waren. Und die Rechnung ging auf: Obwohl die Star Wars-Saga so gut wie jedem halbwegs gebildeten Menschen des ausgehenden 20. Jahrhunderts bekannt gewesen sein dürfte, erzielten die Special Editions Erfolge, die groß genug waren, um George Lucas zuversichtlich in Blick auf seine Fortsetzung zu machen. Zwar gab es auch diverse Querelen besonders bei den Fans (so schoss der ursprünglich als erster aggressiv gegen seinen Gegner Greedo vorgehende Han Solo in der Special Edition nicht mehr als erster auf diesen, sondern wehrte sich lediglich, was den Schlachtruf »Han shot first!« hervorbrachte), aber insgesamt war der erste Schritt für die triumphale Rückkehr der etwas angestaubten Saga getan.

Schritt Nummer zwei folgte zwei Jahre später: Am 19. Mai 1999 erlebte Star Wars: Episode I – The Phantom Menace (Die dunkle Bedrohung) ihre US-Premiere, hier bei uns in Deutschland hieß es, haargenau drei Monate bis zum 19. August des gleichen Jahres zu warten. Eigentlich verstand es sich fast von selbst, dass es erneut an den Kinokassen krachte und der Film traumhafte Ergebnisse am Box-Office erzielte. Von Luke Skywalker, Han Solo und Prinzessin Leia und ihren Darstellern war nichts mehr zu sehen, dafür konnte man nun die Kindheitsgeschichte des kleinen Anakin Skywalker (Jake Lloyd) miterleben, aus dem viele Jahre später der böse Darth Vader werden sollte, und die Fans lernten seine Freunde und Lehrmeister Qui-Gon Jinn (gespielt vom Oscar-Preisträger Liam Neeson), Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor), Königin Padme Amidala (Natalie Portman), den weisen Jedi Mace Windu (Samuel L. Jackson) sowie den (zumindest da noch) gütigen Ratsherrn Palpatine (Ian McDiarmid) näher kennen. Für den nötigen Witz in der in jeder erdenklichen Hinsicht teilweise extrem überladenen Geschichte sorgte ein Alien vom Volke der Gungan namens Jar Jar Binks (Ahmed Best), der sich bekanntermaßen zu einem der größten Zankäpfel in der Geschichte von Star Wars entwickeln sollte, nachdem sich die erste Euphorie über die Rückkehr der Saga erst einmal gelegt hatte. Dies ging so weit, dass sein Darsteller in eine Depression sank und die an und für sich gutgemeinte Figur in den beiden nachfolgenden Teilen Star Wars: Episode II – Attack Of The Clones (Angriff der Klonkrieger, 2002) und Episode III – Revenge Of The Sith (Die Rache der Sith, 2006)nur noch kleine Cameo-Auftritte hatte.

Trotzdem die Prequels, wie man die neue Trilogie zu nennen begann, durchaus eine eigene Dynamik und damit verbunden Qualitäten entwickelte, musste sie sich letztlich durch die zahlreichen Vergleiche der Fans mit dem übergroßen Original diesem unterordnen und erlangte bis heute nicht den gleichen Klassiker-Status wie »das alte Star Wars«, obwohl ab 2005 zunächst eine weitere Zeichentrickserie und ab 2008 eine langlebige Computer-Animationsserie mit dem Titel Star Wars: The Clone Wars basierend auf ihnen herauskamen. Die zweite Animationsserie mit dem Titel Star Wars Rebels näherte sich zeitlich bereits deutlich näher den Klassikern an, das sie ablösende Star Wars Resistance hingegen spielte lange Zeit danach (übrigens mit recht wenig Erfolg).

Schlimmer geht immer

Lange Zeit war relativ unklar, ob noch eine weitere Trilogie der Saga herauskommen würde: Obwohl dies immer wieder einmal kommuniziert wurde, gab es lange Zeit nichts wirklich Handfestes. Das änderte sich erst im Spätherbst 2012, als am Halloween-Tag (der 31. Oktober natürlich) die sensationelle Neuigkeit bekannt wurde, dass der mächtige Disney-Konzern für einen Betrag in Milliardenhöhe (!!!) Lucasfilm Ltd. nebst allen zugehörigen Werken (zu denen auch das aus vier Kinofilmen und einer TV-Serie bestehende Indiana Jones-Franchise gehörte) aufgekauft hatte – bereits kurz darauf wurde die Ankündigung weiterer Star Wars-Filme offiziell, während sich George Lucas – jedenfalls großteils – aufs Altenteil zurückzog.

Und sie kamen…und die Widerstände, mit denen die Prequel-Trilogie rund 15 Jahre zuvor zu kämpfen gehabt hatte, verblassten angesichts ihrer geradezu ins Nichts. Dabei hatte man sich eigentlich alle Mühe gegeben: Star Wars: The Force Awakens (Das Erwachen der Macht), inszeniert von Film- und TV-Macher J.J. Abrams, der 2009 auch das Reboot von Star Trek hervorgebracht hatte, erzählte eine neue Geschichte mit neuen Charakteren (die junge Rey [Daisy Ridley], Ex-Sturmtruppler Finn [John Boyega] und Pilot Poe Dameron [Oscar Isaac]) über ein neues galaktisches Imperium, neue Bedrohungen (wie Darth Vaders diabolischen Enkel Kylo Ren, der eigentlich Ben Solo hieß und von Adam Driver verkörpert wurde) und mit Gastauftritten von Han Solo, Leia und Chewbacca, natürlich von ihren drei Originaldarstellern Harrison Ford, Carrie Fisher (die 2016 noch vor der nachfolgenden Filmepisode verstarb) und Peter Mayhew gespielt (dass Luke Skywalker am Ende des Films natürlich in Gestalt von Mark Hamill ebenfalls in einem Cameo auftrat, ist mittlerweile sieben Jahre später sicherlich kein Spoiler mehr). Das Dumme war nur, dass die Geschichte selbst eigentlich gar nicht wirklich neu war, sondern eher eine Art Remake von Episode IV (dem allerersten Star Wars-Film) – inklusive eines neuen, diesmal organischeren Todessterns. Nichtsdestotrotz, Episode VII, wie der Film auch genannt wurde, avancierte zum Kassenschlager. Und zumindest vorerst hielt sich das allgemeine Gemecker noch in Grenzen. Hinzu kam, dass nur ein Jahr nach The Force Awakens bereits der nächste Star Wars-Film in die Kinos kam (anscheinend wollte man bei Disney statt dreijährlich nun jedes Weihnachten einen neuen davon herausbringen): Rogue One: A Star Wars Story hob sich angenehm von der kontinuierlich weitererzählten Skywalker-Saga ab (zu der gehörte er auch nicht wirklich) und erzählte die Geschichte eines wild zusammengewürfelten Haufens von Rebellen (Felicity Jones als Jyn Erso und Mads Mikkelsen als ihr Vater Galen, Diego Luna als Cassian Andor, Alan Tudyk als K-2SO, Riz Ahmed als Bodhi Rook, Forrest Whitaker als Saw Gerrera sowie Donnie Yen und Jiang Wen als Chirrut Imwe und Baze Malbus, während Ben Mendelsohn den bösen Imperialen Krennic gab). Obwohl der Film eher ein Star Wars-Nischenprodukt war und es in punkto Erfolg nicht ganz mit The Force Awakens aufnehmen konnte, spülte auch er eine ordentliche Stange Geld in die Kassen von Lucasf…ääääh, Disney.

Zu einem wahren GAU geriet 2017 dann allerdings Star Wars: The Last Jedi (Die letzten Jedi), inszeniert von Rian Johnson. Hier übernahm der am Ende von The Force Awakens angeteaserte Luke Skywalker als eine Art zynischer Anti-Yoda die Ausbildung der jungen Rey, die immer weiter in den Einfluss von Kylo Ren und seines Lehrmeisters, dem mysteriösen Obersten Anführer Snoke (Andy Serkis) geriet: Der Film wurde trotz erneut sehr ansehnlichen Kassenerfolges von der weltweiten Fangemeinde verrissen, die in ihm »…einen Verrat an der Star Wars-Saga…« oder »…ein noch schlechteres Machwerk als das von Abrams…« sah, um zwei noch eher freundliche Kommentare zu zitieren (der Autor dieses Artikels bezeichnete ihn in einem Artikel als »retro-innovative eierlegende Wollmilchsau«, da man einfach zu viele unterschiedliche Elemente in einen einzigen Film packen wollte). Ferner zeigte sich deutlich die dunkle Seite der Star Wars-Fangemeinde, als »Finn« John Boyega und Neuzugang Kelly Marie Tran als Rose Tyco aufgrund ihrer Ethnien rassistisch beschimpft wurden – eine schwarze Stunde für den überwiegenden absolut toleranten und integren Teil der Fangemeinde.

Gewissermaßen noch schlimmer war dann 2018 der zweite Anthologienfilm der Saga-Welt dran: Solo: A Star Wars Story, in der Alden Ehrenreich den jungen Han und Donald Glover einen jugendlichen Lando Calrissian verkörperten, während Emily Clarke Hans erste große Liebe Qi’ra spielte und der Finne Joonas Suotamo die Rolle des Chewbacca endgültig von Peter Mayhew übernahm, wurde der erste Relativ-Flop im Lucas’schen Universum. Zwar spielte der Film reell besehen mühelos seine Kosten wieder ein und wurde kein finanzieller Reinfall für Disney, doch gemessen am Erfolg aller vorherigen Star Wars-Filme sah es am Box Office eher mau aus. Da rettete auch der Umstand, dass es sich summa summarum besehen um ein actionreiches und locker geschlagenes Weltraumabenteuer handelte, nichts mehr. Dies hatte zur Folge, dass weitere geplante Anthologienfilme wie die Einzelabenteuer von Boba Fett und Obi-Wan, teilweise bereits in der Vorplanung, eingestampft wurden…jedenfalls für den Augenblick (wir kommen darauf zurück).

Star Wars: The Rise Of Skywalker (Der Aufstieg Skywalkers) schließlich, nun wieder inszeniert von J.J. Abrams, der Ende 2019 in die Kinos kam, bildete den Abschluss der nunmehr aus neun regulären Filmepisoden bestehende Reihe um die legendäre Jedi-Familie. Kurz gesagt: Auch er erfüllte die Erwartungen der Fans nicht, wenngleich er nicht ebenso harsch angegangen wurde wie Episode VIII zwei Jahre zuvor. Man packte in den Film einfach viel zu vieles hinein, was ein ziemlich unausgegorenes Endergebnis erbrachte. Das Einspielergebnis stimmte zwar erneut, doch Star Wars schien beendet zu sein…

Disney+

… jedenfalls (vorerst) im Kino. Aber die Saga war in Wahrheit überaus lebendig, und zwar in den USA bereits seit November 2019 noch vor dem Kinostart von The Rise Of Skywalker, hierzulande spätestens ab März 2020 wieder. Disney hatte mit Disney+ seinen eigenen Streamingdienst als Konkurrenz für Netflix & Co. gestartet und als einen der Eröffnungskracher von Showrunner Jon Favreau (der Regisseur der Iron Man-Kinofilme aus dem Marvel-Universum) The Mandalorian realisieren lassen, die allererste Live-Action-Fernseh- beziehungsweise Streaming-Serie aus der Star Wars-Welt. Der titelgebende behelmte Kopfgeldjäger (gespielt von Pedro Pascal) aus der in Fankreisen höchst beliebten Kriegerkaste (der zumindest halbwegs auch der berühmte Boba Fett angehörte) machte hierin die Bekanntschaft eines zunächst namenlosen, ungemein mächtigen Kindes von der gleichen niemals namentlich benannten Rasse des ikonischen Yoda, das von den Schergen des besiegten Imperiums (die Serie spielte etwa fünf Jahre nach Return Of The Jedi) unter Führung des finsteren Moff Gideon (Giancarlo Esposito) gnadenlos gejagt und schließlich von unserem Helden beschützt wurde. Die mit kinoreifem Aufwand realisierte Serie, in der unter anderem der einst als Rocky Balboas Gegner Apollo Creed bekanntgewordene Carl Weathers als Kopfgeldjägerboss Greef Carga auftrat, wurde eine der bis dahin erfolgreichsten Streaming-Serien überhaupt und trug dazu bei, dass Disney+ schon von Anfang an eine sehr befriedigende Abonnentenzahl einfahren konnte. Ab da ging es Schlag auf Schlag in Sachen Star Wars im Streamingfernsehen: Neben der (die erste noch weit übertreffende!) zweiten Staffel von The Mandalorian (in der wir erfuhren, dass das Kind den Namen Grogu trägt und in der gar ein digital verjüngter Luke Skywalker auftrat) gab es eine neue Animationsserie mit dem Titel Star Wars: The Bad Batch, deren Helden die wohl ungewöhnlichsten Klonsoldaten der Galaxis waren, und schließlich machte man den in The Mandalorian erstmals wiedereingeführten, inzwischen geläuterten (und jetzt von Temuera Morrison gespielten) Boba Fett ab Ende 2021 zum Helden der zweiten Star Wars-Live-Action-Serie The Book Of Boba Fett, während eine stattliche Anzahl weiterer neuer sowohl Live-Action- als auch Animationsserien angekündigt wurden, darunter über die Ex-Jedi-Schülerin Ahsoka (die, gespielt von Rosario Dawson, ebenfalls bereits in The Mandalorian zu sehen gewesen war), Andor (Diego Luna) aus Rogue One (der höchstwahrscheinlich noch in diesem Jahr in seiner eigenen Prequel-Serie bei Disney+ zu sehen sein wird) – und natürlich Obi-Wan Kenobi, dessen eigene Serie in wenigen Wochen am 27. Mai startet – natürlich mit Ewan McGregor und…Hayden Christensen, der in Episode II und III die Rolle des Anakin gespielt hatte und hier als Darth Vader zu sehen ist. Ebenfalls noch in diesem Jahr ist dann auch mit der durch COVID-19 verspätet abgedrehten dritten Staffel von The Mandalorian zu rechnen – vermutlich so wie schon jeweils die beiden ersten Staffeln im Spätherbst.

Doch obwohl die Star Wars-Saga nunmehr meistenteils auf den heimischen Bildschirmen stattfindet, wird es auch im Kino weitergehen: Neben dem unter der Regie von Patty Jenkins (Wonder Woman) geplanten Rogue Squadron über eine Fliegerstaffel von X-Flüglerpiloten befindet sich ein noch titelloses Projekt von Taika Waititi (Regisseur der Marvel-Thor-Filme) in Vorbereitung, und auch die von The Last Jedi-Macher Rian Johnson geplante neue Filmtrilogie ist laut dessen eigenen Worten trotz aller Fankritik an seinem ersten Star Wars-Beitrag ebenfalls noch nicht endgültig vom Tisch.

»Die Saga geht weiter!«, lautete ein Slogan in der alten deutschen Kinovorschau von Return Of The Jedi anno 1983. Betrachtet man sich die momentane Fülle an Star Wars-Content, dann kann keine Rede davon sein, dass das Franchise tot sei, wie manche düsteren Orakel aufgrund der derzeitigen Kinopause vermeinen. Wir sehen uns »…vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis…« – May the 4th be with you!

Wenn ihr mehr von unserem Thorsten Walch zum Thema Star Wars lesen möchtet, empfehlen wir euch sein Sachbuch Es lebe Star Wars.

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