Sülters Woche

Sülters Woche #007: Paramount ist lernfähig!

Björn Sülter hält ein Modell der Raumstation DS9 vor seinem Gesicht

Im siebten Teil seiner Kolumnenreihe freut sich Björn Sülter einfach mal, dass Paramount nicht zweimal den gleichen Fehler macht.

© Fotoscheune

Oh, ist die Woche schon wieder um? Dann wollen wir doch mal schauen, was in der Trek-Welt so los war.

Jemand ein Messer?

Ja, sie waren bereits gewetzt, die Messer. Als am gestrigen Freitag, dem 26. August, weder um 8, noch um 9, 10 oder 11 Uhr die erste Episode der dritten Staffel von Star Trek: Lower Decks auf Amazon Prime erschien, ahnten viele bereits Böses. Würde das deutsche Fandom erneut mit voller Härte von Paramounts Gleichgültigkeit getroffen werden? Drohte uns ein zweites trekkiges Tränenmeer?

Doch, Moment. Worum geht es hier überhaupt?

Rückspultaste

Werfen wir einen Blick in die noch so junge, doch düstere Vergangenheit.

Nur wenige Tage vor dem Start der vierten Staffel von Star Trek: Discovery erschütterte ein Knall die Branche: Paramount (damals noch ViacomCBS) und Netflix gingen getrennte Wege! Man einigte sich jedoch nicht etwa auf einen kontrollierten Abschied, sondern vollzog einen harten Schnitt um Mitternacht. Plötzlich und ohne größere Vorwarnung verschwand die Serie aus dem Angebot des Streamingriesen. Die deutschen Fans guckten in die Röhre.

Damals ließ ich meinen Gedanken zum Thema freien Lauf und Michael Burnham im Titelbild zum Artikel die Tränen rollen. Endlich einmal vollkommen berechtigterweise!

Doch endete die Geschichte an dieser Stelle eben noch nicht. Ein vollkommen unerwarteter Move seitens Paramount zeigte einerseits späte Einsicht und brachte uns die bereits verloren geglaubte Staffel doch noch nach Hause; auf überraschende Weise.

Auch dazu machte ich mir meine Gedanken und ließ Michael diesmal – ebenfalls zu Recht – strahlen.

Die Geschichte rund um Michael Burnhams viertes Jahr nahm nach anfänglichem Schrecken also ein gutes Ende. Uns Fans blieb damals die Hoffnung, dass man seitens Paramount Lehren ziehen würde. So etwas durfte nicht noch einmal passieren!

Heute

Reisen wir zurück ins Hier und Jetzt. Die erste neue Episode von Star Trek: Lower Decks erschien am gestrigen Freitag dann doch noch. Am Ende war es also viel Lärm um Nichts. Doch wer kann es den Fans verdenken? Sogar die stets bemühten Mitarbeiter*innen vom Amazon Help Desk konnten tagelang nicht sagen, “ob oder wann” die Staffel zu ihrem Arbeitgeber käme. Selbst wir Journalisten scheiterten bis Donnerstagabend daran, eine verbindliche Aussage seitens unserer Kontakte zu erhalten.

Handelte es sich dabei um den puren Ausdruck von Überforderung und mangelhafter In-House-Information bei Amazon, oder ging doch wieder etwas hinter den Kulissen vor sich? Jonathan Frakes wäre in seiner Show X-Factor: Das Unfassbare bestimmt stolz auf diese Fragestellung. Und auch er könnte und würde sie am Ende – natürlich – nicht gänzlich beantworten.

Fakt ist, dass Paramount auf Sicht weiterhin alle Trek-Formate unter ihrem eigenen, neuen und hierzulande immer noch ausstehenden Dach Paramount+ vereinen möchte. Vollkommen verständlicherweise übrigens! Dass ihnen dabei ihre eigene, wirre Lizenzpolitik der vergangenen Jahre auf die Füße fällt, ist kein Geheimnis.

Mit der Brechstangen-Aktion um Star Trek: Discovery ist immerhin Netflix schon einmal aus dem Rennen. Das Startportfolio von Paramount+ besteht also – was die neuen Serien angeht – immerhin aus Star Trek: Strange New Worlds, Star Trek: Prodigy, Star Trek: Discovery und den Short Treks sowie jeglichen neuen Serien, die da am Horizont erscheinen werden. Von den ganzen klassischen Serien reden wir jetzt lieber noch nicht. Stichwort: wirre Lizenzpolitik.

Einzig die beiden Amazon-Lizenzen Lower Decks und natürlich Star Trek: Picard fehlen. Aktuell geht man davon aus, dass der Streamingriese auch die dritte Staffel um Sir Patrick Stewart ausstrahlen wird. Danach endet die Serie und das Problem erledigt sich. Man wird sich bestimmt einigen und der Serie nach dem ersten Hype einen geräuschlosen Umzug zu Paramount+ ermöglichen. Bei Lower Decks sieht es anders aus. Viele Fans (dieser eingeschlossen) hoffen, dass es sich bei der Serie um ein langfristiges Projekt handelt. Wie wird man nach dieser dritten Staffel also vorgehen? Mein Tipp wäre, dass auch hier eine Lösung gefunden wird, damit das fehlende Kind zur Herde der anderen hinzustoßen kann. Wenn Paramount+ bis dahin hierzulande endlich verfügbar ist, wird der Aufschrei sich zumindest in Grenzen halten (müssen). Den Rest klären die großen Player: Geld regiert die Welt.

Lernfähig

Für den Moment freuen wir uns einfach alle, dass uns kein zweites Burnhamgate ereilt hat. Genießen wir die neuen Abenteuer der USS Cerritos und reden wir uns als blutdrucksenkende Maßnahme einfach ein, dass Paramount aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. Die Staffel war gestern einfach etwas spät dran und die Kommunikation ausbaufähig. Ende der Geschichte.

In diesem Sinne: Auf eine weitere trekkige Woche. Wir lesen uns!

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