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Filmtipp: When a Stranger Calls – Chefingenieurin Pelia auf frühen Abwegen

© Explosive Media

Unser Thorsten Walch erzählt euch heute, was die neue Enterprise-Chefingenieurin Pelia, oder vielmehr Darstellerin Carol Kane, früher gemacht hat.

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Nicht alle, aber zumindest doch die meisten Star Trek-Darsteller hatten bereits eine Karriere, bevor sie an Bord von Enterprise & Co. gebeamt wurden. Die von Carol Kane, die am 18. Juni bereits ihren 71. Geburtstag feierte und ab der zweiten Staffel von Star Trek: Strange New Worlds als neue lanthanitische Chefingenieurin Pelia dem verstorbenen Lieutenant Hemmer (Bruce Horak) nachfolgt, umfasst bereits stolze 53 Jahre. 1970 debütierte sie im hierzulande nicht gezeigten Horrorstreifen Blood of the Iron Maiden und war danach in so unterschiedlichen Filmen wie Carnal Knowledge (Die Kunst zu lieben, 1971) und The Last Detail (Das letzte Kommando, 1973) – übrigens beide Male neben Filmstar Jack Nicholson – zu sehen.

Für die Hauptrolle der Gitl im Filmdrama Hester Street (1975) erhielt sie gar eine Oscar-Nominierung. Ihr komödiantisches Talent durfte die quirlige Schauspielerin hingegen von 1980 bis 1983 in 24 Folgen der Sitcom Taxi neben Danny DeVito unter Beweis stellen, wo sie die Rolle der Simka Dahblitz-Gravas verkörperte. Dafür erhielt sie gleich zweimal den begehrten Emmy und wurde für den Golden Globe nominiert. Eine ihrer bekanntesten Rollen wurde jedoch die des Geistes der gegenwärtigen Weihnacht in der modernen Dickens-Verfilmung Scrooged (Die Geister, die ich rief…, 1988) neben »Ghostbuster« Bill Murray. Hier machte sie aus der eher rührseligen Figur aus der literarischen Vorlage das legendäre schlagkräftige Feen-Christkind.

Einen ebenfalls bis heute insbesondere unter Horror-Fans höchst beliebten Auftritt hatte Carol Kane 1979 im dem frühen Slasher-Subgenre zugehörigen Psychothriller When A Stranger Calls von Regisseur Fred Walton, der für die deutsche Fassung den dämlichen Titel Das Grauen kommt um Zehn erhielt. Vor einigen Jahren wurde der im Genre wegweisende Streifen vom Label ALIVE in einer restaurierten Neuabtastung auf DVD und Blu-ray veröffentlicht, wobei der genannte deutsche Titel nur noch als Untertitel fungiert. Vorlage für den Psychoslasher ist eine bekannte urbane Legende.

Schauen Sie nach dem Baby!

Studentin Jill Johnson (Carol Kane) verdient sich ein finanzielles Zubrot als Babysitterin und hütet die beiden Kinder des Arztes Dr. Mandrakis (Carmen Argenziano, bekannt als Jacob Carter beziehungsweise Selmak aus Stargate SG-1 – Stargate Kommando SG-1). An diesem Abend erhält sie einen anonymen Anruf von einem Mann, der sie dazu auffordert, nach den Kindern zu schauen.

Jill hält die Sache zunächst für einen üblen Scherz und ignoriert den Vorfall. Der beharrliche Anrufer meldet sich jedoch immer wieder und wiederholt seine Aufforderung, so dass Jill schließlich die Polizei verständigt. Diese weist sie an, den Anrufer in der Leitung zu halten, um seinen Aufenthaltsort festzustellen. Dabei kommt heraus, dass die Anrufe aus dem Haus der Mandrakis-Familie kommen.

Jill, die den Täter schattenhaft sieht, kann nicht verhindern, dass der psychisch gestörte englische Seefahrer Curt Duncan (Tony Beckley, Get CarterJack rechnet ab in seiner letzten Filmrolle) die beiden Kinder ermordet. Der wenig später eintreffende Polizist Clifford (Charles Durning, The FuryTeufelskreis Alpha) kann Duncan jedoch festnehmen. Dieser wird in einer psychiatrischen Strafanstalt inhaftiert.

Sieben Jahre später gelingt Duncan die Flucht. Dr. Mandrakis, der den Tod seiner Kinder nie verwunden hat, beauftragt den mittlerweile als Privatdetektiv arbeitenden Clifford, Duncan zu schnappen. Clifford, der es sich nicht verzeihen kann, dass er den Mord nicht zu verhindern vermochte, beschließt, Duncan zu töten. Dieser hat sich mittlerweile seiner Barbekanntschaft Tracy (Colleen Dewhurst, McQMcQ schlägt zu) angenähert. Clifford kommt dahinter und klärt Tracy über ihren neuen „Freund“ auf. Sie erklärt sich dazu bereit, als Lockvogel zu fungieren, doch der Plan schlägt fehl und sie wird ebenfalls von Duncan ermordet, der danach seine Flucht fortsetzen kann.

Jill ist mittlerweile glücklich mit Stephen (Steven Anderson, später unter anderem Gaststar in Star Trek: The Next Generation) verheiratet und hat selbst zwei kleine Kinder. Als sie mit ihrem Mann ein Restaurant besucht, um seine Beförderung zu feiern, wird sie dort ans Telefon gerufen und hört erneut Duncans Stimme mit der Frage danach, ob sie nach den Kindern gesehen habe…

Vorläufer

Ab den 70er-Jahren kamen Splatterfilm-Serienkiller langsam in Mode. Zwischen dem ersten Auftritt von Michael Myers in John Carpenters Halloween (1978) und dem ersten Friday The 13th (Freitag der 13.)-Streifen (1980) von Sean S. Cunningham entstand der hier vorgestellte When A Stranger -Calls. Der von Paul Beckley (der kurz nach den Hauptdreharbeiten 50-jährig vermutlich an den Folgen von AIDS verstarb) dargestellte Curt Duncan ist allerdings keine anonyme maskierte Schreckgestalt, sondern ein psychopathisch veranlagtes seelisches Wrack, das seinen unseligen mörderischen Trieben unterliegt.

Regisseur Fred Walton inszenierte When A Stranger Calls basierend auf dem Kurzfilm The Sitter, den er selbst zusammen mit Steve Feke 1977 herausgebracht hatte. Darin wurde die Anfangsgeschichte des mörderischen Anrufers erzählt, die angeblich auf Tatsachen beruhte – und sich zu einer ausgewachsenen „Urban Legend“ auswuchs, die man sich hier und da bis heute auf der ganzen Welt erzählt. Auch Ostfriesen-Comedy-Gold Otto Waalkes nahm sich der Sache in Otto: Der neue Film 1987 in parodistischer Weise an.

Die in späteren Jahren gleichfalls häufig als Komödiantin bekannte Carol Kane legt in dem (übrigens weitestgehend unblutigen) Streifen eine beachtliche Performance hin, wenngleich sie streng genommen nur am Anfang und am Ende des Films mitwirkt. Der neueste Crewzuwachs der USS Enterprise gibt ein durchaus glaubwürdiges Beinahe-Opfer ab, und insbesondere das Eröffnungs-Szenario bleibt gruselig im Gedächtnis, wohingegen die Mitte des Films um die Jagd von Ex-Bulle Clifford (solide dargestellt von Charles Durning) nach dem mörderischen Seemann in punkto Spannung zeitweise ins Mittelmaß abgleitet.

Dafür jedoch darf der damalige Jungstar Carol Kane gegen Ende noch einmal so richtig in die Vollen gehen und ihre darstellerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. 1993 folgte übrigens mit When A Stranger Calls Back eine fürs TV produzierte Fortsetzung mit erneut Carol Kane und Charles Durning, die hierzulande nicht zu sehen war und die dem atmosphärischen Original nicht im Entferntesten das Wasser reichen konnte.

Klassiker für Gruselfreunde

Ein ausgesprochenes „Must-see“ ist When A Stranger Calls natürlich vorwiegend für Horror-Fans, die sich für die Vorläufer von Herren wie Michael, Freddy und Jason interessieren. Empfehlenswert ist er wegen seiner alles in allem eher moderaten Brutalität (heutzutage sind manche Episoden von Fernsehserien bedeutend härter) jedoch auch für Freunde spannender Unterhaltung fernab sonstiger Science-Fiction (könnte insbesondere junge Eltern jedoch aufs Unangenehmste triggern). Und natürlich etwas für Leute, die sich mitunter Star Trek-Akteure gern auch einmal in anderen Rollen ansehen. When A Stranger Calls ist auf DVD und Blu-ray für relativ kleines Geld erhältlich.

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