Explorers – ein phantastisches Abenteuer gehört zu jenen Streifen, die man als junger Mensch in den 80er-Jahren einfach gesehen haben musste. Mit seinem ausgeprägten Sense of Wonder, starken Schauspielern und einem etwas schrägen, aber charmanten Finale, ist der Film bis heute Kult. Zu Recht, wie wir meinen.
Inhalt
Der junge Ben lebt in einer kleinen Vorstadt und besucht gemeinsam mit seinem Freund Wolfgang eine Junior-High-School. Während er sich in seine Science-Fiction-Träume flüchtet und eines Tages ins All aufbrechen will, ist Wolfgang ein Streber, der die Wissenschaft liebt und von seinen Schulkameraden dafür gemobbt wird.
Nach einer Prügelei, in denen der Mopedliebhaber Darren Ben zur Hilfe eilt, freundet sich das ungleiche Duo mit dem Einzelgänger an. Es stellt sich heraus, dass jeder von den Dreien über ein besonderes Talent verfügt. Ben ist ein neugieriger Träumer, Wolfgang löst die kniffligsten wissenschaftlichen Rätsel und Darren ist ein begnadeter Handwerker. Die Fähigkeiten der Freunde werden auf eine harte Probe gestellt, als Ben eines Nachts von einem futuristischen Gerät träumt, dass die Schwerkraft überwindet und die Jungs mit einem selbstgebauten Raumschiff in den Weltraum trägt.
Mitten in der Schwärze des Universums treffen sie auf Außerirdische, die ausgerechnet mit ihnen den ersten Kontakt herstellen wollen. Doch irgendetwas stimmt nicht, denn die Aliens haben ihr Wissen über die Menschheit ausschließlich aus Fernsehshows- und Filmen erlangt und albern herum wie Kinder. Als plötzlich ein riesiges Sternenschiff auftaucht und ein großes, äußerst wütendes Wesen herüberbeamt, wird den drei Entdeckern klar, was hier vor sich geht. Ihre Erstkontaktler sind wie sie Teenager, die sich unerlaubt das »Zweit-Raumschiff« ihres Vaters unter den Nagel gerissen haben.
Produktionsgeschichte
Um die Produktionsgeschichte von Explorers rankt sich manch hartnäckiges Gerücht. Eines davon besagt, dass das Drehbuch für den Film schon einige Zeit in Hollywood herumgeisterte, bevor es seinen Weg zu Paramount Pictures fand. Eine weitere interessante, aber nie bestätigte Geschichte behauptet, dass der Filmriese nur aufgrund einer an den Superhit E. T. (1982) erinnernden Szene zuschlug.
Was an diesen Mythen dran ist, bleibt wohl auf ewig im Dunkel der Filmgeschichte verborgen. Wahr ist allerdings, dass ursprünglich Wolfang Petersen als Regisseur vorgesehen war, der kurz zuvor mit dem in Deutschland gedrehten The NeverEnding Story von sich reden gemacht hatte. Der Deal kam letztlich nicht zustande, weil Petersen auch diesen Streifen in seinem Heimatland verwirklichen wollte, Paramount dieser Idee aber ablehnend gegenüberstand. Petersens Karriere hat es jedenfalls nichts geschadet, denn kurz nach dem geplatzten Engagement kam 20th Century Fox auf den Filmemacher zu und bot ihm an, Enemy Mine zu drehen, der heute ebenfalls als Kultfilm gilt.
An seiner statt trat nun Joe Dante auf den Plan, der 1984 große Erfolge mit der Horror-Komödie Gremlins gefeiert hatte und der später noch mit Innerspace (Die Reise ins Ich, 1987) und Gremlins 2 für Furore sorgte. Dante erinnert sich in einem 2008 geführten Interview, dass er das Skript mochte, aber das Gefühl hatte, es gäbe keinen runden Abschluss. Die Idee, den Film mit einem Baseballspiel der Protagonisten enden zu lassen, erschien ihm zu wenig für so eine epische Reise, wie sie die drei jugendlichen Hauptfiguren erleben sollten.
Paramount verstand die vorgebrachten Argumente und bot Dante an, während des Drehs daran zu arbeiten. So kam es schließlich und Drehbuchautor Eric Luke und er improvisierten, um den Film zu einem befriedigenden Ende zu führen. Dass die beiden das große Ziel verfehlten, ist eine andere Geschichte und hat indes weniger mit den Skriptänderungen, als vielmehr damit zu tun, dass das Studio inmitten des Drehs den Besitzer wechselte.
Schnell zusammengeschustert
Plötzlich hieß es, dass der Film schneller fertigwerden müsse. Also drehte man unter teils recht stressigen Bedingungen. »Die Farbe an den Sets war buchstäblich noch feucht, und als die Kinder ins Raumschiff stiegen, versanken sie regelrecht im Zement«, resümiert Dante im oben bereits erwähnten Interview.
Allerdings hatte er das Finale mit dem, übrigens vom späteren Voyager-Holo-Doc Robert Picardo gespielten Alien-Teenie und dessen Vater (ebenfalls von Picardo verkörpert) gründlich vergeigt. Die Optik der Fremden und die Auflösung der Geschichte fiel beim Testpublikum durch, was dazu führte, dass Paramount die Reißleine zog und den Geldhahn abdrehte.
Am Tag seiner Veröffentlichung war der Streifen tatsächlich nicht wirklich fertig gedreht und wurde im Grunde genommen am 12. Juli 1985 als eine bessere Rohfassung ins Rennen geschickt. Gegen den im Sommer desselben Jahres gestarteten Zurück in die Zukunft hatte man so natürlich nicht die geringste Chance.
Während der Spielberg-Zemeckis-Blockbuster bei einem Budget von 19 Millionen Dollar beeindruckende 388,8 Millionen einspielte, geriet Explorers zu einem Mega-Flop. Gekostet hatte der Film zwischen 20 und 25 Millionen Dollar. In die Kinokassen spülte er hingegen gerade einmal 9,9 Millionen. Dass der Streifen im Nachhinein zum Kult avancierte und sich dank Videokassette, DVD und später BluRay doch noch zu einem Hit entwickelte, ist eine andere Geschichte …
Charmant und abenteuerlich
Kritiker mögen dem Titel bis heute ein misslungenes Ende nachsagen, als Fan wirft man jedoch einen etwas anderen, weniger strengen Blick auf das Werk. Sicherlich kann die Auflösung der Story eine gewisse Albernheit, viel Kitsch und noch mehr Naivität nicht verbergen. Doch ist es nicht das, was den Film nach all den Jahren noch immer so charmant macht?
Darüber hinaus sind es die angesprochenen Kernthemen, die den Kids damals zusagten und die in unveränderter Gewichtung ihr Leben bestimmen. Trotz der rasant voranschreitenden Computerisierung unseres Alltags stehen immer noch der Wunsch nach Freundschaft, der ersten Liebe, nach Abenteuern und das natürliche Bedürfnis im Vordergrund, wenigstens einmal im Leben aus der Masse hervorzustechen.
Insofern greift Explorers die Sorgen, Nöte und Wünsche der Teenies auf. Er nährt sie mit einem wunderbaren Sense of Wonder, der die Botschaft, dass auch der Kleinere, der Streber und der aus schlechtem Elternhaus Stammende besonders sein darf, in die Welt hinausträgt. Die sozialen Netzwerke und die Tatsache, dass heute jedes mittelklassige Smartphone über eine gute Kamera verfügt, mögen dem Narzissmus der Generation Alpha Vorschub leisten. Doch hinter all den Tik-Tok-Videos, den Instagram-Reels und Facebook-Posts steckt nach wie vor der Wunsch zu zeigen, dass man existiert und es wert ist, gesehen zu werden.
Nerdizismus pur
Last but not least ist Explorers – ein phantastisches Abenteuer ein Lobgesang auf das Nerdtum, das in den 80ern noch verpönt war, heute aber dank Big Bang Theory und anderer Popkultur-Phänomene längst chic geworden ist. Joe Dante ließ es sich nehmen, einige der kultigsten Science-Fiction-Klassiker aller Zeiten zu zitieren. Der ebenfalls von Robert Picardo gespielte Starkiller trägt seinen Namen beispielsweise nicht umsonst, sondern, weil George Lucas ihn ursprünglich für den Helden seiner epischen Star Wars-Saga vorgesehen hatte.
In mehreren Szenen erleben wir Ausschnitte aus The War of the Worlds, eben jenes von Byron Haskin und George Pal geschaffenen Werks, das wiederum auf dem gleichnamigen All-Time-Klassiker von H. G. Wells basiert. Hinzu kommen Zitate oder Reminiszenzen aus This Island Earth (Metaluna IV antwortet nicht, 1955), The Day the Earth stood still (Der Tag, an dem die Erde stillstand, 1951), King Kong (1933) und einigen weiteren.
Beginn einer Karriere
Diese kleine Retrospektive wäre ohne einen Blick auf die Schauspielerriege nicht perfekt. Die Casting-Abteilung von Paramount hatte ihren insgesamt vier Jungtalenten versprochen, dass Explorers für sie der Start in eine unvergleichliche Filmkarriere sein würde. Wie wir heute wissen, traf dies auf Jason Presson, der Warren spielte, und Amanda Peterson, die Bens süße Freundin Lori verkörperte, weniger zu. Sie beide beendeten ihre Karriere Ende der 90er-Jahre, nachdem die großen Angebote ausgeblieben waren und sie sich einige Jahre durch das TV-Geschäft geschlagen hatten. Presson ergatterte zwar 1990 noch einmal die kleinere Rolle des Yogurt Jerk (gemeinsam mit Heather Haase) in Gremlins 2, doch seit 1997 ist nichts mehr von ihm zu vernehmen.
Mehr Glück hatten da schon Ben-Darsteller Ethan Hawke und River Phoenix alias Wolfgang Müller, die zu Superstars avancierten. Hawke startete spätestens 1989 richtig durch. In diesem Jahr gab er den Todd Anderson in Der Club der toten Dichter und 1991 den Jack in Wolfsblut, zwei Streifen, die heute ebenfalls zu Recht als Klassiker gelten. Seitdem folgten zahlreiche Auftritte in Film und Fernsehen, neuerdings ist der Mime in Moon Knight, Northman und dem zweiten Teil der Krimi-Filmreihe Knives Out zu sehen.
River Phoenix hatte schon vor Explorers einige Erfolge zu verzeichnen, so eine größere Rolle in der kurzlebigen Serie Seven Bridges for Seven Brothers. Doch erst mit Explorers kam seine Karriere wirklich in Schwung. 1986 folgte der grandiose Jugendfilm Stand by Me, in dem er den jungen Chris Chambers spielte und 1988 Flucht ins Ungewisse wo er neben Christine Lahti und Judd Hirsch die Hauptrolle übernahm. Ein Jahr später wurde ihm die große Ehre zuteil, die junge Version des Indiana Jones im dritten Abenteuer Indiana Jones und der letzte Kreuzzug zu sein. Es folgten Auftritte in Sneakers, Silent Tongue und A Thing Called Love, bis Phoenix´ Laufbahn aufgrund seines viel zu frühen Todes mit nur 23 Jahren am 31. Oktober 1993 ein schreckliches Ende fand.
Ein Wort zum Schluss
Eine Geschichte, die jungen Menschen aus der Seele spricht, tolle Schauspieler, ein fantastischer Regisseur und Filmmusik von Komponistenlegende Jerry Goldsmith. Im Nachhinein muss man sich fast schon fassungslos die Frage stellen, wie so ein Film nur so bitterlich scheitern konnte. Man könnte sagen, dass Explorers – ein phantastisches Abenteuer ein Opfer von unglücklichen Umständen war, immerhin stand man mit Back to the Future einem übermächtigen Konkurrenten gegenüber.
Doch so einfach ist es nicht, wie man anhand der in diesem Artikel skizzierten Produktionsgeschichte sieht. Schlechte Entscheidungen, hoher Druck, der voreilige Release und der Drang, E. T. in den Schatten zu stellen, trugen ohne Zweifel dazu bei, dass der Streifen ein Flop wurde. Doch sei´s drum. Heute mögen diese Tatsachen nur filmhistorisch Begeisterte noch interessieren. Wichtig ist allein, welche Bedeutung der Streifen heute für eine ganze Generation von Nerds hat, die es immer noch lieben, gemeinsam mit Ben, Wolfgang, Darren und Lori das Abenteuer ihres Lebens zu genießen.