Analyse

Star Trek, deine Musik – Teil 1: It´s been a long road

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Um die Musik in “Star Trek” gab es immer wieder Kontroversen. Wir reisen in einer mehrteiligen Reihe durch die Geschichte.

© Paramount

Kontroversen gibt es bei Star Trek viele. Die Titelmelodien stellten in der Regel jedoch nie ein Problem dar. Im Auftakt unserer Musik-Reihe geht es dennoch heute um einen Song, der für viele Fans den großen Tiefpunkt darstellte, in Wirklichkeit aber viel besser ist als sein Ruf.

Nicht nur bei James-Bond-Filmen gehört der Vorspann sowie ein passender Song für viele Fans mit zum Gesamterlebnis dazu. Auch bei jeder neuen Star-Trek-Serie wurde schon immer ganz genau hingeschaut und hingehört. Während man in den 1960er-Jahren eine lange Phase der klassischen Musikuntermalung begründete, endete diese im Jahr 2001 sehr abrupt und für einige Fans schockierend.

Da es sich bei Star Trek: Enterprise um die Serie handelt, die am frühsten in der Trek-Zeitlinie spielt, beginnen wir heute unsere Reise durch die Musik-Geschichte von Star Trek auch genau dort, wo das Abenteuer der Menschheit seinen Anfang nahm (oder irgendwann vielleicht einnal nehmen wird).

Kalter Kaffee, Patch Adams und ein Tenor

Nach insgesamt vier Real-Serien, neun Kinofilmen und einer Zeichentrickserie stand den Machern bei Star Trek: Enterprise der Sinn nach etwas Neuem. So kontaktierte Rick Berman die berühmte Komponistin Diane Warren (Nothings gonna stop us now, How do I live, I don´t wanna miss a thing, There you´ll be) und lotete die Möglichkeit aus, sie für das Projekt zu gewinnen. Diese war zwar an einer Zusammenarbeit interessiert, hatte aber entweder keine Zeit (oder keine Lust), ein gänzlich neues Lied zu erschaffen. So bot sie Berman eine Neuauflage ihres Songs Faith of the heart von 1999 an, den sie für Rod Stewart und den Film Patch Adams (als Abspannmusik) komponiert hatte. Im selben Jahr hatte dann übrigens auch noch die Sängerin Susan Ashton eine Cover-Version nachgelegt. Dennoch griff Berman zu. Vielleicht war die Aussicht auf eine Hitproduzentin einfach zu verlockend?

Aus Faith of the heart wurde somit Where my heart will take me. Der junge und aufstrebende Tenor (und Star-Trek-Fan) Russel Watson wurde für den Gesang verpflichtet und man nahm das Stück schließlich neu auf. Watson gefiel das Ergebnis und er verwendete eine Langversion für sein Studioalbum Encore.

Als dann die ersten Trailer für die Serie herauskamen, nutzte man übrigens den Song Wherever you will go von The Calling, was ebenfalls eine gute Wahl darstellte, aber den Eindruck vermittelte, dass es sich dabei um den Titelsong handeln könne.

Der Rest ist Geschichte: Die Serie startete und viele Fans weltweit waren unzufrieden mit der Wahl. Sie wünschten sich eine klassische Nummer wie bei den anderen Serien und keinen soften Pop-Song mit Gesang. Die Gefahr, dass das Lied schon 2001 altbacken wirkte und schlecht altern würde wurde wiederholt artikuliert und diskutiert. Es gab sogar ernsthafte Petitionen, den Song auszutauschen. Doch blieben die Macher selbstverständlich standhaft. Zumindest fast.

Mit den schwindenden Quoten nach der zweiten Staffel wurde damals auch unter Einwirkung des Senders UPN nicht nur entschieden, die Besatzung im dritten Jahr auf eine horizontal erzählte Anti-Terror-Rettungsmission zu schicken, man ergänzte auch Star Trek in den Serientitel und überarbeitete den Titelsong, um ihn vermutlich fetziger zu gestalten. Leider fand man dabei aber genau die falschen Stellschrauben, was den Song zu einer pseudo-lustigen Partynummer machte und jeglichen Charme verschwinden ließ. Manchmal ist etwas eben gut wie es ist. Glück für die Macher, dass für viele zu diesem Zeitpunkt das Kind ohnehin schon in den Brunnen gefallen war.

Visuelle Wucht

Niemals groß zur Debatte stand hingegen die visuelle Umsetzung. Die gewählten Bilder nahmen den Zuschauer mit auf eine Reise durch die Geschichte der Menschheit bis hin zur Erforschung des Weltalls. Der stilvolle Vorspann besaß dabei alle Elemente, die man sich von einer positiv ausgerichteten Serie wünschen konnte und verdeutlichte den Kern dessen, was für die Utopie des Gene Roddenberry immer im Mittelpunkt gestanden hatte: Eine vereinte Erde, die gemeinsam zu den Sternen aufbrach und ihre Schaffenskraft für etwas Großes nutzte. Zu den verwendeten Bildern gehörten sowohl reale wie auch fiktive Aspekte, wie das Enterprise-Shuttle OV-101, der Mars-Rover, die ISS oder die Phoenix des Zephram Cochrane.

Der Vorspann blieb im Gegensatz zur Musikuntermalung über die vier Staffeln der Serie identisch.

Das Urteil

Es ist klar, dass man die visuelle Umsetzung des Vorspanns und die Musik als Gesamtheit bewerten muss. Lehnt man das eine rigoros ab, fällt das Gesamtwerk ohne Frage durch. Doch ist dieses Urteil bei Star Trek: Enterprise eigentlich unfair. Vergisst man für einen Moment, dass es sich um einen neu aufgewärmten Song gehandelt hat und blendet man den Wunsch nach klassischen Melodien aus, gelang den Machern ein Vorspann, der den Entdeckergeist der Serie perfekt einfing. Insbesondere in den ersten beiden Staffeln passte die Introsequenz wunderbar zu den Abenteuern der Crew. Mit Beginn der Xindi-Mission und dem unsäglichen Update des Songs zu einer Calypso-Nummer zerstörte man den Eindruck jedoch, da Intro und Drama nicht mehr harmonierten.

Die Produzenten hatten die richtige Idee, am Ende nur leider nicht den Mut, sie auch durchzuziehen. Dennoch sind Intro und Song besser als ihr Ruf.

Singt alle mit!

Wenn es schon einen gesungenen Titelsong mit Text bei Star Trek gibt, möchten wir euch diesen natürlich auch nicht vorenthalten.

It’s been a long road, getting from there to here
It’s been a long time, but my time is finally near
And I will see my dream come alive at last. I will touch the sky
And they’re not gonna hold me down no more, no they’re not gonna change my mind

Cause I’ve got faith of the heart
I’m going where my heart will take me.
I’ve got faith to believe, I can do anything
I’ve got strength of the soul and no one’s gonna bend or break me
I can reach any star
I’ve got faith, I’ve got faith, faith of the heart.

Weniger Fahrstuhl

Ein großer Kritikpunkt seit den 1990er-Jahren war auch immer wieder die ketzerisch als “Fahrstuhlmusik” bezeichnete Episodenuntermalung gewesen, die man oft einsetzte und die sich seit Jahrzehnten nicht veränderte. Rick Berman hatte lange persönlich seine schützende Hand über diesen Aspekt ge- und an Altbewährtem festgehalten.

Bei Star Trek: Enterprise änderte sich daran zunächst nur wenig. Man setzte auf die bekannten Kräfte wie Jay Chattaway und Dennis McCarthy und ließ nur wenig Raum für Kreativität. Doch öffnete Berman sich nach und nach und gab einigen talentierten Menschen die Chance, etwas Neues zu probieren, was zu höchst interessanten Scores führte. Zu den insgesamt spannendsten Köpfen dieser Zeit gehören Brian Tyler, John Frizzell, Kevin Kiner und Velton Ray Bunch.

Infos

  • Komposition & Text: Diane Warren
  • Titel: Where my heart will take me
  • Interpret: Russel Watson
  • Originalversion: Faith of the heart
  • Originalinterpret: Rod Stewart
  • Im Pilotfilm Broken Bow (Aufbruch ins Unbekannte) lief im Abspann eine Instrumentalversion.
  • Das Lied wurde bei verschiedenen Gelegenheiten benutzt, um beispielsweise die Besatzungen der realen Shuttles Discovery, Endeavour oder Atlantis zu wecken.

Ausblick

Bei der nächsten Ausgabe unserer Musik-Reihe geht es um den ersten Block der klassischen Trek-Serien, genauer gesagt um Star Trek (1966-1969) und Star Trek: The Next Generation (1987-1994).

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf www.syfy.de und ist Eigentum von NBC Universal Global Networks Deutschland GmbH. Er wird mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.

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