Rezension

Star Trek: Prodigy – Kritik zu 1.01 “Lost and Found”

Dal L' Rel sitzt vor einem rot-braunen Hintergrund

Wir haben uns die Auftaktfolge von “Star Trek: Prodigy” ganz genau für euch angeschaut.

© Paramount

Fragte man in den vergangenen Monaten Trekkies nach der Serie, auf die das Fandom am meisten wartet, durfte man mit an Sicherheit grenzer Wahrscheinlichkeit von Strange New Worlds als Antwort ausgehen.

Bevor die Serie um Captain Pike, Spock und Nummer Eins ab Dezember via Paramount+ zu sehen ist, startete nun noch eine gänzlich andere Serie auf Deutsch; die Rede ist von Star Trek: Prodigy, das seine Free-TV-Heimat in der Kinderschiene Toggo bei Super RTL gefunden hat.

Grund genug für uns, nachzuschauen, was die Trekkies hierzulande erwartet.

Vorurteile

Moment mal … das ist doch eine Kinderserie, oder? Diese Reaktion kommt oft und ist durchaus berechtigt. Mit Prodigy zielen die Bosse hinter dem aktuellen Trek-Universum erstmals eindeutig auf ein junges Publikum ab. Nicht umsonst wählte man als Produzenten die Hageman-Brüder aus, um der Idee Leben einzuhauchen.

Kevin und Dan waren es schließlich, die mit Trolljäger, Hotel Transsilvanien oder auch The Lego Movie hinlänglich ihre zielgruppentauglichkeit beweisen konnten. Und mehr noch: Ihnen gelang dabei stets ein Mix, der auch dem älteren Publikum Spaß bereitete. Und wirklich, soviel sei an dieser Stelle schon verraten: Star Trek: Prodigy entwickelt sich schnell über ein reines Kinderformat hinaus und wird zu einer Serie, an der die ganze Familie Spaß haben kann.

Rückblick

In den 70er-Jahren hatte Star Trek schon einmal eine Zeichentrickserie hervorgebracht, die im Kinderprogramm gelandet war. Ausgestattet mit stimmigen Animationen, guten Geschichten und Originalsprechern wollte das Format jedoch nicht zünden, weil für Kinder alles zu ernst und steif war und die Älteren lieber wieder echte Folgen gehabt hätten. Doch hatten die Macher bis heute ausreichend Gelegenheit, bei Star Wars und Co zu lernen. Ob sie genau genug hingeschaut haben?

Kaltstart

Bis sich im Verlauf des zweiteiligen Auftakts die ersten Figuren auf der USS Protostar einfinden, setzt das Format auf Action, Witz und Storyaufbau im Vorbeigehen. Wir erfahren maximal Kleinigkeiten über Dal, Gwyn, den Diviner und seinen fiesen Schergen Drednok. Alle weiteren Figuren (Zero, Rok-Tahk, Jankom Pog und Murf) sind zwar kurz zu sehen (oder grunzend zu hören), spielen aber noch keine wichtige Rolle.

Das ändert sich geschickterweise mit dem Aktivieren des Universalübersetzers und dem Plan, mit dem Schiff zu fliehen. Bis die Protostar betreten wird, wähnt man sich nicht mal zwingend bei Star Trek. Es könnte sich auch um eine beliebige andere Serie oder ein weiteres Star Wars-Spin-Off handeln, was den Einstieg für Trek-fremde SF-Interessierte erleichtern dürfte.

Mit dem aus so vielen Serien bekannten Raumschiff-Stil, den Symbolen (Sternenflotten-Delta, Föderation), dem Stuhl des Captains und vielen anderen Kleinigkeiten ändert sich die Atmosphäre jedoch. Plötzlich sind wir mit diesen ungewöhnlichen Helden mittendrin in dem, was wir so gut kennen, lernen es aber auch vollkommen neu kennen. Aufregend!

Teamwork

Das große Thema des Auftakts ist natürlich das Zusammenwachsen einer Crew, in diesem Fall bestehend aus einer Gruppe von Teenagern, die nichts mit Sternenflottenoffizieren gemeinsam haben; oder sagen wir: noch nicht! Daher ist es auch spannend zu erleben, wie alle sich kennenlernen und beginnen, zusammenzuarbeiten. Noch ist das alles nicht rund (weil insbesondere Dal sein ganz eigenes Ding macht), mit ein wenig Fantasie kann man sich aber vorstellen, was die Macher hier planen.

Immerhin gelingen Flucht und Start. Da kann man nicht meckern!

Gänsehaut

Als die USS Protostar dann den Weltraum erreicht, liefern die Macher noch einen echten Gänsehautmoment für Alt-Fans. Kate Mulgrew (im Deutschen zum Glück vertont durch Gertie Honeck) betritt die Bühne als Janeway-Hologramm und Mentorin für die junge Crew. Wer hätte sich sowas vor fünf Jahren träumen lassen? Seven of Nine an der Seite von Jean-Luc Picard und Janeway zurück im Deltaquadranten. Irre Zeiten für uns Trekkies.

Doch auch die Anleihen bei Star Wars bleiben am Ende überdeutlich. Während Drednok bereits die gesamte Episode über wie ein hipper Bruder von Darth Vader durch die Gegend schlich, entpuppte sich der Diviner nun ebenfalls noch als eine Art Vader mit deutlichen Imperator-Vibes, als er aus dem Tank hervorklettert und sein Schiff zurückfordert. Die Basis für eine spannende Fortsetzung und fortlaufende Rahmenhandlung wurde damit auf jeden Fall gelegt.

Technisch betrachtet

Besonders positiv fällt der Score von Newcomerin Nami Melumad auf. Zwar steuerte Mastermind Michael Giacchino die Titelmusik bei, Melumad ist es jedoch, die mit ihren Klängen die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Eine sehr gute Wahl!

Visuell orientierte man sich eindeutig bei den verschiedenen Star Wars-Serien, was zunächst gewöhnungsbedürftig ist, schnell aber kein Problem mehr darstellt. Die Animationen bewegen sich auf hohem Niveau, die Effekte sind überzeugend. Spätestens wenn die USS Protostar und Holo-Janeway ins Spiel kommen ist es um die meisten Trekkies vermutlich ohnehin geschehen …

Fun Facts

  • Die Serie spielt im Jahr 2383, fünf Jahre nachdem die USS Voyager zur Erde zurückgekehrt ist.
  • Die Kazon kennen wir ebenfalls aus Star Trek: Voyager. Dort haben wir ihre Sprache jedoch nie gehört.
  • Zero wurde im gleichen Container nach Tars Lamora gebracht, wie Botschafter Kollos in der TOS-Episode Is There in Truth no Beauty befördert wurde.
  • Lurianer kennen wir in Gestalt von Morn natürlich aus DS9 (und inzwischen auch aus anderen Serien).
  • Die USS Protostar führt als Registrierung die NX-76884; sie ist also ein experimentelles Schiff.
  • Laut den Anzeigen gibt es einen Transwarp-Antrieb, eine Puls-Kanone, Photonen-Torpedos und polarisierte Hüllenpanzerung.
star trek 3cool

Fazit

Lost and Found stellt einen gelungenen Auftakt für das neue Serienformat dar. Die Charaktere wachsen direkt ans Herz, die Geschichte wird flüssig und humorvoll erzählt und es passiert genug, um auch ältere Fans bei Laune zu halten. Weiter so!

Info

Star Trek: Prodigy läuft in der deutschen Synchronisation seit 4. November 2022 täglich um 19.45 Uhr auf Super RTL. Im Dezember kommt die Serie dann auch zu Paramount+.

Aktuell läuft in den USA die zweite Hälfte der aus 20 Episoden bestehenden ersten Staffel. Eine zweite Staffel ist bereits in Vorbereitung. Die Kids von der USS Protostar bleiben uns also erhalten!

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