Neben den schlechten Nachrichten für Trekkies in der letzten Zeit (Stichwort: Absetzung von Star Trek: Prodigy und was das eventuell bedeutet) gab es zumindest auch eine gute Neuigkeit: Die erste, insgesamt vierteilige Staffel der Star Trek: Short Treks aus den Jahren 2018 und 2019 wird ab dem 5. Juli auch in der deutschen Version des Streamingdienstes Paramount+ verfügbar sein. Es ist zu hoffen und zu wünschen, dass man auch Staffel 2 (die 2019 und 2020 veröffentlicht wurde) folgen lassen wird.
Worum geht’s?
Die zwischen zehn und zwanzig Minuten langen, hochwertig vom ehemaligen Star Trek: Discovery-Showrunner Bryan Fuller sowie dem Franchise-Hauptverantwortlichen Alex Kurtzman produzierten Filmchen waren ursprünglich für den Paramount+-Vorgänger CBS All Access als eine Art Bonusmaterial zu Discovery entwickelt worden. Ihre Aufgabe war es, kleine Interims-Geschichten rund um die Hauptserie zu erzählen, in denen auch verschiedene Darsteller aus dieser auftraten.
Hier in Deutschland war die erste Staffel der Short Treks so wie Star Trek: Discovery bei Netflix zu sehen gewesen, wobei es sich als nicht ganz einfach erwies, sie zu finden: Sie bekam keinen eigenen Sucheintrag, sondern befand sich im »Trailer und mehr«-Menü der Hauptserie. Mit dem Wechsel von Star Trek: Discovery von Netflix zunächst zu Pluto TV und schließlich Paramount+ im vergangenen Dezember verschwanden die Short Treks allerdings für das deutsche Streaming-Publikum.
Lediglich im Bonusmaterial der Blu-ray- und DVD-Veröffentlichung der zweiten Staffel von Discovery fanden sich die Folgen Runaway und The Brightest Star (deutsche Titel Entlaufen und Der hellste Stern). Staffel 2 hingegen wurde in Deutschland gar nicht erst veröffentlicht. Im Sommer 2020 schließlich erschien in den USA und in Großbritannien eine Blu-ray beziehungsweise DVD, welche die ersten neun Short Treks beinhaltete. Die zehnte Folge, Children of Mars (Kinder des Mars), die im Gegensatz zu den ersten neun Folgen keine Discovery-Geschichte erzählte, sondern ein Prequel zur Serie Star Trek: Picard war, wurde Anfang 2021 mit dem Bonus-Material der Blu-ray- und DVD-Veröffentlichung von Staffel 1 mitgeliefert.
Zumindest bezüglich der ersten Staffel geht es für Paramount+-Abonnenten nun wieder auch ohne Import-Blu-ray oder DVD.
Die Episoden der ersten Staffel
Werfen wir nachfolgend einen kurzen Blick auf die vier Filmchen, die es nunmehr bei dem Streamingdienst zu sehen gibt.
Folge 1, Runaway (auf Paramount+ mit dem neuen deutschen Titel Ausreißer) ist ein Solo-Abenteuer von Fan-Liebling Fähnrich Sylvia Tilly (Mary Wiseman, Longmire). Diese entdeckt an Bord der Discovery einen Frachtcontainer, in dem sich die xaheanische Prinzessin Me Hani Ika Hali Ka Po, kurz Po genannt (Yadira Guevara-Prip, See: Reich der Blinden), versteckt hat. Diese ist von ihrer Heimatwelt geflohen, da sie eine Erfindung gemacht hat, die in den falschen Händen als mächtige Waffe missbraucht werden könnte. Da ihre Krönung zur Herrscherin ihrer Heimatwelt bevorsteht, will Tilly sie dazu überreden, wieder nach Hause zurückzukehren, da ihr Volk sie braucht.
Mary Wiseman und Yadira Guevara-Prip bescheren eine hochamüsante kleine Geschichte, die insbesondere die vielen Fans des quirligen Rotschopfes begeistern dürfte.
Folge 2, Calypso (in Deutsch unter dem gleichen Titel) führt uns in eine ferne Zukunft. Auf der USS Discovery, die seit tausend Jahren antriebslos und ohne Besatzung an der gleichen Stelle im Weltraum schwebt, hat die KI Zora (Annabelle Wallis, The Loudest Voice) mittlerweile ein eigenes Bewusstsein entwickelt. Als sie den in einer Rettungskapsel durchs All treibenden Soldaten Craft (Aldis Hodge, Leverage: Redemption/Leverage 2.0) an Bord nimmt, verliebt sie sich im Zuge ihrer fortschrittlichen Entwicklung in ihn. Allerdings möchte Craft nicht bei seiner Retterin bleiben, sondern zu seiner Familie zurückkehren.
Für viele Trekkies ist die endzeitlich anmutende Folge Calypso die beste Short Treks-Episode – und bei alledem auch ein überaus ansehnliches Stück Star Trek mit einer tiefen Botschaft.
Folge 3, The Brightest Star (Der hellste Stern) schildert als Prequel die Geschichte davon, wie der furchtsame Kelpianer Saru (Doug Jones, Hocus Pocus 2) auf seinem Heimatplaneten Kaminar aus lauter Neugier auf das andere Leben in den unendlichen Weiten einen Notruf absetzt, der von einem Raumschiff der Sternenflotte empfangen wird. Dieses fliegt daraufhin Kaminar an und nimmt Saru an Bord. Doch handelt es sich dabei keineswegs um irgendein Starfleet-Raumschiff.
Zumindest einen Teilausschnitt der Handlung dieses ebenfalls überaus gelungenen Short Treks kannten wir bereits aus der Hauptserie. Das jedoch schadet der anrührenden Geschichte keineswegs.
Folge 4 schließlich, The Escape Artist (alter deutscher Titel Houdini, neuer deutscher Titel Der Entfesslungskünstler) schließlich erzählt weitere Abenteuer des beliebten Star Trek-Ganoven Harry Mudd (Rainn Wilson, Weird: The Weird Al Yankovic Story). Dieser wird aufgrund einer seiner zahlreichen Untaten von einer Kopfgeldjägerin (Barbara Mamabolo, 5ive Girls) geschnappt und zum Tellariten Tevrin Krit (Harry Judge, Suits) gebracht, der noch eine Rechnung mit ihm offen hat. Natürlich tut Harry auch diesmal wieder das, was er am allerbesten kann: Sich trickreich aus der Situation herauszuwinden.
Ähnlich witzig-skurril wie auch Harrys Auftritte in der Hauptserie ist der von seinem Darsteller auch inszenierte Short Trek, der den Grundstein für einen wichtigen Teil von Harrys Hintergrund setzt.
Trostpflaster
So ganz mögen uns die (vielen bereits bekannten) Short Treks beim besten Willen nicht als Ersatz für das mittlerweile von der Plattform genommene Star Trek: Prodigy schmecken, aber ein zumindest kleines Trostpflaster sind sie bei alldem dennoch. Vertrauen wir also darauf, dass man uns nun nicht allzu lange auf die eigens für die Veröffentlichung bei Paramount+ synchronisierte zweite Staffel der Short Treks warten lassen wird. Bis dahin genießen wir noch einmal die Folgen der ersten Season.
