Andere Welten

Trashperle: Super Giant – Angriff auf Plüsch-Killersterne und Lachmuskeln

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“Super Giant” ist quasi der Mastermind unter den japanischen Trash-Superheros. Seine Abenteuer sind Kult und ein Riesenspaß für hartgesottene Trash-Fans.

© Medaillon Films

Was ist los?

Eine bösartige und machthungrige Alienspezies namens Sapphireans (auch Spherions) trachtet nach der Vorherrschaft im gesamten Weltall. Als erstes Ziel wurde die Erde auserkoren, die den Eroberern hilflos ausgeliefert ist. Nur der Wissenschaftler Dr. Yamanaka, der ein ultrafortschrittliches Raumschiff entwickelt, könnte den Plänen entgegentreten. Um dies zu verhindern und gleichzeitig das Wissen des Physikers und Ingenieurs gegen seine Heimat zu verwenden, entführen die Angreifer Yamanaka, seine Tochter und seinen Sohn.

Doch die schändliche Tat bleibt nicht unbeobachtet.  Die gutartige Aliengemeinschaft des Planeten Emerald schickt ihren Superhelden Super Giant aus, um die Erde gegen die Aggressoren aus der Sapphire Galaxie zu verteidigen. So macht sich der Starman auf den Weg, um sich dem ultimativen Bösen zu stellen – und als Sieger aus der kommenden Schlacht hervorzugehen.

Japan-Trash für Hartgesottene

Wer auf Science-Fiction-Klassiker der trashigen Sorte steht, kommt bekanntermaßen an Japan nicht vorbei. Ein besonderes Schmankerl für ganz Hartgesottene stellt die ab 1957 produzierte Reihe Super Giant (Súpá Jaiantsu) dar.  Nachdem Takeo Nagamatsu 1930 mit The Golden Bat (Ògon batto) den ersten modernen japanischen Superhelden erfunden hatte, war es Super Giant, der mit Fug und Recht als erster Film-Superheld des Landes der aufgehenden Sonne zählen darf.

Dabei erinnern Starmans (so sein US-Name) Fähigkeiten wahrscheinlich nicht von ungefähr an die seines US-Kollegen mit dem großen S (Verzeihung, eigentlich ist es ja kein S) auf der Brust. Zur Zeit der Entstehung der neunteiligen Serie wurden in Japan die Adventures of Superman ausgestrahlt, was die sowieso schon blühende Fantasie der Japaner zusätzlich beflügelte. Und auch, wenn es Moonlight Mask war, der 1958 als erster das Superheldenthema auf die Fernsehbildflächen und somit in die fernöstlichen Wohnzimmer brachte, gilt doch Starman als großes Vorbild für die erfolgreichen TV-Umsetzungen Ultraman und Kamen Rider.

Kurz, knackig, zahlreich

Die neun zwischen 39 und 57 Minuten langen Filme erinnern in ihrer Machart stark an die Serials des frühen US-Kinos. Sowohl das Storytelling, als auch die Kulissen, Kostüme, Dialoge (soweit aus der US-Synchro zu entnehmen), und nicht zuletzt die Kameraführung, lassen wohlige Erinnerungen an die guten alten Zeiten eines Buck Rogers oder Flash Gordon aufkommen. Auch an Ideenreichtum mangelte es in Japan nicht. Da fliegt der unverwundbare Held durch das All und greift mit bloßen Fäusten Raumschiffe und -stationen an. Er verprügelt massenhaft die naziähnlich auftretenden (witzigerweise klingt das japanische „Hai“ für „Ja“ in der US-Version verdächtig nach „Heil“) Saphhireans aus der Sapphire-Galaxie oder bringt einen irren Wissenschaftler zur Strecke. Die Serie zeigt sich dabei oft so unfreiwillig komisch, dass das Zuschauen auf skurrile Art und Weise unglaublich viel Spaß macht.

Dank Walter Manley Enterprises wurden die Short-Feature-Films für das westliche Publikum adaptiert und sind deshalb heute in Form von Kompilationen zu sehen. Jeweils zwei bis drei Folgen wurden zu einem mehr oder weniger zusammenhängenden Film zusammengeschnitten.

Hier eine Auflistung:

Folge 1: Super Giant (The Steel Giant)

Folge 2: Super Giant Continues = Attack from Space

Folge 3: Super Giant – The Mysterious Spacemen‘ s Demonic Castle

Folge 4: Super Giant – Earth on the Verge of Destruction = Invaders from Space

Folge 5: Super Giant – The Artificial Satellite and the Destruction of Humanity

Folge 6: Super Giant – The Spaceship and the Clash oft he Artificial Satellite = Attack from Space

Folge 7: Super Giant – The Space Mutant Appears

Folge 8: Super Giant Continues – The Devil‘ s Incarnation

Folge 9: Super Giant Continues  – The Poison Moth Kingdom = Evil Brain from Outer Space

Zerreißprobe für die Lachmuskeln

Wie oben bereits angedeutet, werfen wir hier ein spezielles Auge auf Attack from Space, der leicht in der Public Domain zugänglich ist. Allerdings ist Ken Utsuis (in Japan) legendärer Auftritt als Super Giant, aka Starman aka Spaceman durchaus exemplarisch. Das typische alberne Kostüm mit der gebogenen Antenne auf dem Kopf ist unverkennbar, die von einem tiefen Lachen begleitete Muscle-Pose einfach nur kultig witzig. Außerdem wirken sowohl die Kulissen, als auch die Setbauten inklusive Kameraführung, als kämen sie dreißig Jahre zu spät. Die Japaner scheuten sich auch nicht, Ideen aus älteren Filmen erneut zu recyclen, so treffen wir etwa die seesternförmigen Pairan aus dem ersten japanischen Farb-SciFi-Film, Warning from Space (1956), in etwas abgewandelter Form wieder, der gegen gegen Attack from Space allerdings geradezu wie ein Blockbuster wirkt. 

Eigentlich, so müsste man resümieren, ist alles an diesem Film billig. Dennoch: Attack from Space hat einen ganz besonderen Charme, wie man ihn sonst vielleicht nur noch in der italienischen Trash-Liga findet, den man einfach nur lieben muss. Wenn man diese Art Film genießen möchte, darf man sich erst gar nicht mit so banalen Themen wie Logik, Konsistenz, Kontinuität des Skripts, Glaubwürdigkeit etc. herumschlagen. Solch schnöden Ballast gilt es über Bord zu werfen, am besten – mit den entsprechenden Teilen der ansonsten anschlagenden Hirnareale, versteht sich.  

Funfact

Interessant zu erwähnen ist vielleicht noch, dass sich die Medallion Films, die letztlich die Adaption für die Syndicaton in Angriff nahmen, recht große Mühe gaben, möglichst viel Material aus dem Super Giant-Episoden Nummer 5 und 6 zu übernehmen. Lediglich 2 Minuten konnten nicht verwendet werden. Die Musik wurde allerdings leider größtenteils ausgetauscht. Auch Cast und Credits stimmen nicht vollkommen mit dem Original überein, da man jene aus der ersten Filmzusammenstellung Atomic Ruler übernahm. Immerhin: im Gegensatz zu den beliebten osteuropäischen Zusammenschnitten der 60er-Jahre wurden hier zumindest die Namen der Filmschaffenden nicht verfremdet.

Fazit

Super Giant ist Trash pur und macht alleine schon deshalb enormen Spaß. Mit einem gepflegten Bier, einer großen Portion Nachos und guten Freunden, die möglichst nicht mehr ganz nüchtern sein sollten, machen Filme wie diese richtig Laune. Allzu ernst nehmen sollte man derartige Werke allerdings nicht, sondern sie eher als Kuriosum der Filmgeschichte betrachten, die nicht jedermanns und jederfraus Geschmack sind, aber auch heute noch ihre Berechtigung haben.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf www.syfy.de und ist Eigentum von NBC Universal Global Networks Deutschland GmbH. Er wird mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.

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