Andere Welten

Trashperle: Universal Soldier – Kultig, trashig und richtig gut

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Die heutige Perle “Universal Soldier” ist ein wichtiger Beleg für die unterhaltsamen 80er-Jahre!

© TriStar Pictures

Action wie vom anderen Stern

Wenn ein eigentlich mittelmäßiger Schauspieler zwischen den 80er- und 90er-Jahren auf einen anderen traf und beide sogar noch auf einen weiteren, kam dabei nach der Logik von Filmschmieden wie Cannon Films und Carolco Pictures oft solide SciFi-Action mit leichtem Trash-Feeling heraus. So geschehen auch bei Universal Soldier. Es ist kein Geheimnis, dass weder Jean-Claude Van Damme, noch Dolph Lundgren oder Ralf Moeller große Charakterdarsteller waren und sind. Über Van Damme und Lundgren hat sich der Autor dieser Kolumne ja bereits in den Ausgaben zu Timecop und Masters of the Universe ausgelassen.

Für Ralf Moeller war Universal Soldier nach Cyborg sein zweiter Kinoauftritt und die Rollen, die der ehemalige Mister Universum in beiden Werken auszufüllen hatte, glichen sich fast wie ein Ei dem anderem. Nicht reden, böse schauen und möglichst cool aussehen war die Devise. Heute ist Moeller ein gefragter Star und Werbeikone für veganes Leben. Dennoch erinnert er sich gerne an seine Anfangszeit in Hollywood zurück. In einem mit dem Autor 2020 für das Printmagazin TV-Klassiker geführten Interview berichtete er gut gelaunt: »Mario Kassar und Andrew G. Vajna von Carolco Pictures kamen auf die Idee, die beiden (Anm.: Lundgren und Van Damme) in einen Film zu stecken. … Dann erzählten sie Roland, dass sie Dolph und Jean-Claude für einen Streifen namens Universal Soldier verpflichtet hätten, in dem auch ein gewisser Ralf Moeller mitspielen würde. Ich habe Roland dann später auf einer Party getroffen und ihm vom Film erzählt. Er grinste und sagte: ›Kenn ich. Ich mache da die Regie. Mario sagte bereits, dass wir für dich eine Rolle ins Drehbuch schreiben sollen.‹«

This Is No Trash

Es mag unglaublich klingen, doch so funktionierte das Action-Kino jener Tage. Wer brauchte schon große Schauspielkunst? Im Kern ging es um dicke Muskeln, Kampfsport-Moves vom Feinsten, Schießereien bis zum Abwinken und Explosionen, die auch heute noch die Wohnzimmer heller erleuchten lassen, als eine Supernova am endlosen Sternenhimmel. Fast 30 Jahre ist es her, seit sich die wie durch Zauberkraft regenerierten Supersoldaten durch die halbe USA schossen und schlugen. Und noch immer schauen wir dem blonden Hünen aus Schweden geschockt und fasziniert zugleich dabei zu, wie er nette Kettchen aus den Ohren seiner Opfer herstellt und sie vor seiner mächtigen Brust baumeln lässt.

Nun wird manch einer vielleicht argumentieren, Universal Soldier sei alles andere als Trash, sondern vielmehr kultige SciFi-Action at it‘ s best. So gesehen stimmt das natürlich. Immerhin führte niemand Geringeres als ein gewisser Roland Emmerich Regie, der 1994 und 1996 die Genre-Klassiker Stargate, und Independence Day hinterherschob. Außerdem waren Mario Kassar und Andrew G. Vanja im Gegensatz zu Menachem Golan und Yoram Globus, den heimlichen Meistern des Action-B-Movies, durchaus bereit, stattliche Summen in die Hand zu nehmen. Hatte der Cannon-Films-Reißer Cyborg 1989 etwa nur 500000 Dollar gekostet (und nebenbei erwähnt über 10,1 Millionen eingespielt), machte das Produzentenduo von Carolco Pictures satte 40 Millionen für das Gemetzel zwischen GR44, GR13 und GR76 locker.

Oder doch?

Eine Produktionsfirma, die Blockbuster wie Rambo (I bis III), Die totale Erinnerung – Total Recall und Terminator 2 – Tag der Abrechnung auf den Weg gebracht hatte, ein hohes Budget und ein Regisseur, der bald zum Star werden würde. Was bitte ist an so einem Film trashig? Kurz und knapp: Gar nicht mal so wenig, wie ein näherer Blick offenbart. Schon die Prämisse sorgt retrospektiv betrachtet für einen zuckenden Mundwinkel, der sich in ein wissendes „Typisch-Neunziger-Grinsen“ verwandelt. Ein wahnsinnig gewordener Sergeant und ein einfacher Soldat geraten mitten im Vietnamkrieg aneinander, weil ersterer seinen Opfern lüstern die Ohren abschneidet. Doch dann geschieht das wirklich Unfassbare. Das ungleiche Paar tanzt den Tanz des Todes, was dazu führt, dass sich die Kontrahenten durchlöchern wie ein Schweizer Käse auf der einen und ein Nudelsieb auf der anderen Seite. Soweit, so klischeehaft, aber nachvollziehbar.

Nach zehn Stunden, die die zerschundenen Körper im heißen Dschungel lagen, werden sie auf Eis gelegt und durch „Hyperbeschleunigung“ wiederbelebt. Die zerstörten Organe, den Blutverlust, die Leichenstarre und alles, was der Tod nun einmal so mit sich bringt, darf man an dieser Stelle vielleicht noch nach dem alten Sci-Fi-Motto „Friss oder stirb“ außen vorlassen. Doch dass die beiden Universal-Soldaten auch 25 Jahre später keinen Tag gealtert sind, ist schon harter Tobak, den man erst mal rauchen muss, ohne zu husten.

Das Drehbuch der Autoren Richard Rothstein, Christopher Leitch und Dean Devlin ist von einer gewissen Egal-Attitüde geprägt, die bisweilen eine unfreiwillige Komik nicht verleugnen kann. Das betrifft auch die Tatsache, dass sich ausgerechnet GR44 (Van Damme) und GR13 (Lundgren) während eines Anti-Terroreinsatzes plötzlich an ihre längst gelebten Leben erinnern. Als Trigger dient eine asiatische Geisel, die es gemeinsam mit vielen weiteren zu befreien gilt. Doch was haben unsere Supersoldaten eigentlich die letzten 25 Jahre getrieben? Und was geschah in den vorherigen drei Kämpfen, die im Film erwähnt werden? Tun Special Forces im Ernstfall nicht das, was sie immer tun? Hätten entsprechend nicht GR76 (Moeller), GR61 (Simon Rhee) und die anderen des Einsatzteams ähnliche Erinnerungen durchleben müssen? Fragen über Fragen, die nicht beantwortet und noch nicht einmal gestellt werden.

Das Wunder des nackten Hinterns

Plotholes von der Größe eines Linienbusses sind in der Actionwelt bekanntermaßen nichts Ungewöhnliches. Doch in Universal Soldier häufen sich die Logiklöcher und werden zu einem riesigen, gefräßigen schwarzen Loch, dass die Story in sich aufsagt, wie eine Sonne, die dem Ereignishorizont zu nahekam. Ändert das was am Spaß, den man mit dem Streifen hat? Mitnichten. Denn Emmerichs Action zog schon immer. Die Kämpfe zwischen Protagonisten und Antagonisten sind grandios choreografiert, es kracht und scheppert gewaltig und ständig hält irgendwer eine riesige Waffe in der Hand, die den nächsten großen Knalleffekt verspricht.

Wenn sich dann noch eine gewisse Portion schräger Humor hinzugesellt, ist die Retro-Welt in Ordnung. Van Damme, der nackt in eine Wanne voller Eis springt, Van Damme, der mit nacktem Hintern vor der schönen Journalistin steht und sie fragt, ob das harte Dings zwischen seinen Beinen dorthin gehört. Van Damme, der kauend ein Drive-Inn auseinandernimmt, weil ihn der Koch nach der gefühlt hundertsten Portion angenervt zur Kasse bittet und so weiter. So trashig und skurril derartige Szenen auf heutige Zuschauer auch wirken mögen, sie verfehlen ihre Wirkung im Gesamteindruck nicht. Hinzu kommt, dass Lundgren den ein oder anderen derben Spruch auf den Lippen hat, um die Gun- und Martial-Art-Fights ein wenig aufzulockern, herrlich.

Fazit

Verfügt Universal Soldier also über Trash-Elemente? Diese Frage lässt sich mit einem klaren ›ja‹ beantworten. Das große Aber folgt jedoch jener Feststellung auf dem sprichwörtlichen Fuße. Denn die 90er waren die unumstrittene Hochzeit des SciFi-Actionkinos. Wer könnte sich eine Filmwelt ohne Chuck Norris, Arnold Schwarzenegger, Dolph Lundgren oder Jean-Claude Van Damme vorstellen? Niemand, weil Action ohne sprücheklopfende, waffenstarrende, muskelbepackte Helden und Antihelden eine verdammt triste Sache wäre. Und wenn Kino eins nicht sein will, dann ein Ort der Tristesse, richtig?

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf www.syfy.de und ist Eigentum von NBC Universal Global Networks Deutschland GmbH. Er wird mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.

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