Andere Welten

Trashperle: Masters of the Universe – Ohne Kleidung kämpft sich’s besser

Skeletor aus "Masters of the Universe"

“Masters of the Universe” mit Dolph Lundgren sollte sich kein Trashfan entgehen lassen.

© The Cannon Group

Die Meister des B-Actionfilms

Wer Actionfilme der 80er- und 90er-Jahre liebt, kommt an den Namen Menahem Golan und Yoram Globus nicht vorbei. Wen hat sich das aus Israel stammende Regisseur- und der Produzentenduo mit der hauseigenen Firma Cannon Films nicht alles unter den Nagel gerissen? Chuck Norris, Michael Dudikoff, David Bradley, Dolph Lundgren, Sylvester Stallone.

Große, kultige Namen, denen wir Filme wie Over the Top, die Delta Force– und Missing in Action-Reihe, Quatermain und viele mehr zu verdanken haben, die heute noch regelmäßig in Millionen Wohnzimmern für spannende Unterhaltung sorgen.

Charles Bronson hat gar seinen zweiten Schauspielsommer, den er in den 80ern mit Das Gesetz ist der Tod, Death Wish und Murphys Gesetz erleben durfte, maßgeblich diesen beiden Independent-Filmern zu verdanken, die knapp 20 Jahre lang das Actiongeschäft in Hollywood fest in ihren Händen hielten.

He-Man: Held der Kindheit

Doch bei der Macht von Grayskull! Was haben sich Golan und Globus wohl dabei gedacht, als sie sich 1987 ausgerechnet einer der beliebtesten US-amerikanischen Actionfigurenserien annahmen? Seit 1982 erfolgreich auf dem Markt, hatte Filmation im Auftrag von Mattel zwischen 1983 und 1984 He-Man alias Prinz Adam und seine Gefährten 130-mal gegen den bösen Skeletor antreten lassen. In einem toll gezeichneten, bunten Mix aus Fantasy und Science-Fiction verteidigten He-Man and the Masters of the Universe Folge für Folge ihren Heimatplaneten Eternia. Das gelang so erfolgreich, dass ab 1984 eine Hörspielserie folgte und die Actionfiguren bald gemeinsam mit Bettwäsche, Comics und allem sonst noch vorstellbarem Merchandise Einzug in die Kinderzimmer einer ganzen Generation hielten.

By the Power of … ja, was denn eigentlich?

Als der aus Stockholm stammende Dolph Lundgren in die Rolle des He-Man schlüpfte, hatte er allerdings weder die Zaubermacht gepachtet, noch das Geheimnis der guten Schauspielkunst für sich entdeckt. Der blonde Hüne war mit den Krachern James Bond 007 – Im Angesicht des Todes und Rocky IV – der Kampf des Jahrhunderts 1985 zum Star geworden. Wer allerdings beide Filme kennt weiß, dass erstere Rolle nicht der Rede wert war und Lundgren als fieser Box-Bösewicht Ivan Drago eigentlich nicht viel mehr tun musste, als gemein zu schauen und Rocky so lange auf die „Zwölf“ zu klopfen, bis dieser ihn wutentbrannt auf die Bretter geschickt hatte.  Immerhin war dieser Auftritt so denkwürdig, dass Lundgren seitdem in rund 80 Filmen vor der Kamera stand, von denen einige, wie Dark Angel, Universal Soldier, Vernetzt – Johnny Mnemonic und später natürlich Expendables große Erfolge wurden.

Von der Routine, die den B-Movie-Star heute auszeichnet, war 1987 allerdings noch nicht viel zu spüren. Mit seinen Schauspielkollegen Billy Barty als Gwildor, Jon Cypher (Duncan) und Chelsea Field (Teela) stapft He-Man so ungelenk durch das Bild, dass dem Trash-Movie eine gewisse unfreiwillige Komik zu eigen ist, die sich wunderbar mit dem absichtlichen Overacting von Frank Langella (Skeletor) und James Tolkan (Detective Lubic) verbindet. Es ist schon bezeichnend, wenn ausgerechnet ein damals noch unbekannter Robert Duncan McNeill (Tom Paris, Star Trek: Voyager) eine der besten schauspielerischen Leistungen des Films abliefert.

Auch die Qualität der Spezialeffekte öffnet nicht unbedingt die Tore zu Schloss Grayskull, obwohl das Budget mit 22 Millionen Dollar für die damalige Zeit gar nicht mal so knapp bemessen war. Trotz des relativen Geldsegens brachten es der Special-Effects-Verantwortliche Arthur Brewer und sein Supervisor Ellen Kitz nicht immer fertig, “State of the Art” abzuliefern. Um fair zu sein darf man allerdings auch nicht vergessen, in welcher Zeit The Masters of the Universe entstand. Als Science-Fiction-Fan war man durch die außerordentliche Qualität der Star Wars-Saga und anderer Genre-Movies schlicht besseres gewohnt.

Mit Bier und Chips in die Vergangenheit

Doch ein Plot zum Abgewöhnen, permanent absichtliches und unbeabsichtigtes Overacting, holprige Dialoge, staksige Schauspieler und mittelmäßige Special-Effects können einen echten Trashfan nicht aufhalten. Im Gegenteil.  So verrückt es klingen mag: The Masters of the Universe macht richtig Spaß, heute vielleicht mehr, denn je.

Der nicht unerhebliche Nostalgiefaktor sorgt dafür, dass man sich getrost eine rosa Brille aufsetzen darf, um dieses Sahnestückchen des 80er-Jahre-Trivialfilms in vollen Zügen zu genießen. Also dann: Bierchen kaltstellen und eine Packung Nachos inklusive Salsa-Soße auf den Tisch, bitte.  Denn Sie wissen ja: He-Man, die Zauberin von Grayskull, Duncan und selbst Skeletor und seine böse Evil-Lyn haben die Macht, uns mit Witz und Trash-Charme zurück in die Vergangenheit zu entführen.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf www.syfy.de und ist Eigentum von NBC Universal Global Networks Deutschland GmbH. Er wird mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.

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