Was ist los?
Im Jahr 2004 sind Zeitreisen endlich Realität geworden. Die Technologie wird jedoch von Verbrechern ausgenutzt, die die Vergangenheit infiltrieren, um sich zu bereichern. Drahtzieher der Zeiteingriffe ist der skrupellose Senator Aaron McComb (Ron Silver), der sich auf diesem Weg genug Geld für seinen teuren Präsidentschaftswahlkampf ergaunern, will. Nur die TEC (Time Enforcement Commission) ist in der Lage, den Machenschaften des korrupten Politikers Einhalt zu gebieten und setzt den beinharten Timecop Max Walker auf ihn an. Doch McComb weiß sich zu wehren und denkt sich eine ganz besonders grausame Methode aus, um den Zeit-Polizisten endgültig loszuwerden. Ein Kampf um Leben und Tod entbrennt.
Das Kreuz mit den Paradoxa
Was Zeitreisethemen in Filmen und Fernsehserien anbelangt, sollte man als Fan den inneren Ruf nach der guten alten Logik am besten geflissentlich ignorieren. Autoren, denen aufgrund der typischen Zeitparadoxa oft genug sowieso schon die Synapsen glühen, scheren sich nämlich in der Regel weder wirklich um Kausalitäten, noch um innere Kontinuität. Daran ist man als Science-Fiction-Fan leidlich gewöhnt. Doch wenn die meist zahlreichen Logiklöcher zumindest in ein unterhaltsames und spannendes Korsett gezwängt werden, drückt man doch immer wieder gerne mal ein oder auch zwei Augen zu. Dieses kleine Kunststück ist Regisseur Peter Hyams mit Timecop von 1994 gelungen.
Science-Fiction-Themen interessierten den 1943 in New York geborenen Hyams bereits seit seiner Jugend, wie er einmal freimütig in einem Interview erzählte. Erste Erfahrungen sammelte er 1978 mit dem grandiosen Thriller Unternehmen Capricorn. 1980 folgte Outland – Planet der Verdammten mit Superstar Sean Connery und 1984 die eher mittelmäßig gelungene Kubrik-Fortsetzung 2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen. Es erscheint also wenig überraschend, dass Hyams für Timecop großen Wert auf gute Spezialeffekte und ein möglichst futuristisches Artwork legte, auch, wenn beides aus heutiger Sicht ein wenig angestaubt wirken mag.
The Muscles from Brussels
Der Film basiert auf dem dreiteiligen Dark-Horse-Comic Timecop – A Man of Time von Mike Richardson und Mark Verheiden, die gemeinsam auch das Drehbuch verfassten. Die Reihe wurde 1992 ein großer Erfolg und zog bald das Interesse der Universal Studios auf sich. Als Star konnte man den damals beliebten Action-Hero Jean-Claude Van Damme gewinnen, dessen vorherige Filme Karate Tiger (1 und 3), Bloodsport und Cyborg zwar verrissen worden waren, aber dennoch ansehnliche Gewinne einfuhren. Kritiker bezeichneten Van Damme gerne als hölzern agierenden „Hau-Drauf“, der zwar körperlich beeindruckend fit, aber ansonsten ein miserabler Schauspieler sei. Das mag zum Teil sicherlich stimmen. In Timecop machten sich aber erstmalig die zuvor gemachten Erfahrungen des Belgiers vor der Kamera bemerkbar. Abgesehen von seiner sonst typisch versteinerten Mine und einem Blick, als hätte er zu stark an einem Gläschen Pékét genippt, zeigte der Mime in der Rolle des Max Walker tatsächlich, dass er mehr konnte, als in engen Underpants zwischen zwei Küchenschränken im Spagat zu hängen. An der Seite der für Timecop als beste Nebendarstellerin mit dem begehrten Saturn Award ausgezeichneten Mia Sara, dem aus Rizzoli und Isles bekannten Bruce McGill sowie Ron Silver gelang es Van Damme endlich, auch schauspielerisch ein großes Schippchen draufzulegen.
Das Kreuz mit der Kausalität
Natürlich sind potentielle Klagen darüber, dass das Drehbuch viel zu wenig aus der insgesamt doch recht spannenden Prämisse machte, durchaus gerechtfertigt. Im Grunde verlegten sich Richardson und Verheiden nämlich auf eine simple und schlecht durchdachte Zeitreisestory. Zwar zog das Duo das physikalische Pauli-Prinzip („Die gleiche Materie kann nicht zur selben Zeit denselben Raum einnehmen“) als Leitmotiv heran, bis auf das Finale holten die Autoren aber nicht wirklich viel aus dem Thema heraus. Sie ließen beispielsweise völlig außer Acht, dass sich die Vergangenheit in der Regel bereits schon lange geändert hat, wenn die Timecops der TEC schließlich eingreifen durften. Diese Tatsache führte, wie oben bereits angedeutet, zu zahlreichen Logiklöchern, die man sicherlich minimieren hätte können, wenn Verheiden und Richardson das Kausalitätsprinzip auch nur etwas besser verstanden hätten. Doch Schwamm drüber. Solche Patzer sind schließlich schon ganz anderen Autoren unterlaufen. Immerhin stand diesem Problem eine klar umrissene Motivation des Helden entgegen, die der Geschichte dann doch eine gewisse Stringenz verlieh, so dass der Zuschauer dem Geschehen letztlich gut zu folgen vermochte.
Und Action!
Als Herzstück des Spektakels stellten sich ohnehin die fantastisch choreografierten Kampf- und Actionszenen heraus. Peter Hyams ist von Hause aus eigentlich Kameramann und übernahm diese Position für Timecop gleich mit. Die Kameraeinstellungen und -fahrten brachten Van Dammes Moves denn auch genau auf den Punkt und zeigten „The Muscles from Brussels“ in Hochform, inklusive Roundhouse-Kick und dem oben bereits erwähnten respekteinflößenden Spagat. Egal ob in engen Büros, einer großen Fabrikhalle, oder im Regen bei Dunkelheit: Van Dammes Fighting-Skills sahen einfach verdammt gut aus und sorgten für beste Unterhaltung. Als Stuntkoordinator fungierte übrigens Glenn Randall, dessen guter Name für Klassiker wie Ben Hur, Planet der Affen (1968), Der Omega Mann, Jäger des verlorenen Schatzes, E.T., oder auch Die Rückkehr der Jedi-Ritter steht.
Fazit
Timecop hat sicherlich seine Schwächen. Der Plot passt insgesamt auf eine Briefmarke und die Story weist Plotholes in der Größe eines mittelprächtigen Scheunentors auf. Dennoch weiß der Streifen unter anderem dank der fantastischen Martial-Arts-Künste seines Stars, toller Nebendarsteller, der grandiosen Live-Action und dem ansprechenden Look auch heute noch zu gefallen. Und immerhin: Timecop wurde einer der kommerziell erfolgreichsten Filme von Jean-Claude Van Damme.
Dieser Artikel erschien ursprünglich auf www.syfy.de und ist Eigentum von NBC Universal Global Networks Deutschland GmbH. Er wird mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt.